Die Gotthard-Frage spitzt sich zu

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Staus und 2. RöhreDie Gotthard-Frage spitzt sich zu

Nach dem verheerenden Bergsturz am Gotthard droht dem Nadelöhr in den Alpen kurzfristig ein Verkehrschaos. Langfristig bekommt die zweite Gotthardröhre weiter Aufwind.

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Der Felssturz auf der Gotthardstrecke versetzt die Behörden in Alarmbereitschaft. Diese Woche fanden in Bern täglich Krisensitzungen statt, an der mehrere Bundesämter, Vertreter der Kantone sowie die Transportunternehmen beteiligt waren. Für nächste Woche sind weitere Sitzungen anberaumt.

Die grösste Sorge: Der Güterverkehr könnte sich von der Schiene auf die Strasse verlagern und eine Flut zusätzlicher Lastwagen die Tunnels und Pässe verstopfen. «Im schlimmsten Fall fahren täglich 2000 zusätzliche Lastwagen durch den Gotthard», sagt Ruedi Rytz vom Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung der «NZZ am Sonntag». Das wären fast doppelt so viele wie im Normalfall, und dies ausgerechnet zum Ferienbeginn, wenn Staus ohnehin unvermeidlich sind.

Für den einflussreichen Nutzfahrzeugverband Astag ist der Bund in dieser Sache zu passiv. «Der Umwegverkehr verursacht hohe Kosten, verunmöglicht teilweise eine zeitgerechte Versorgung und ist sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch ein Unsinn», sagt SVP-Nationalrat und Astag-Präsident Adrian Amstutz. Der Verband verlangt darum in einem Brief an Bundesrätin Doris Leuthard, der der «NZZ am Sonntag» vorliegt, mehrere Notmassnahmen. Lastwagen sollen auch mit 44 statt 40 Tonnen durch die Schweiz fahren dürfen, die Behörden sollen pauschale Nachtfahrbewilligungen ausstellen, und der Bund soll sofort eine zweite Röhre für den Autobahntunnel durch den Gotthard projektieren.

Bundesrätin Doris Leuthard wirbt für zweite Röhre

Besonders mit dieser letzten Forderung stösst der Astag beim Bundesrat offenbar auf offene Ohren. Denn Verkehrsministerin Doris Leuthard will dem Bundesrat den Bau einer zweiten Gotthardröhre vorschlagen, schreibt die «SonntagsZeitung». Diese weiss von mehreren unabhängigen Quellen, dass sie derzeit mit der Spitze des Bundesamts für Strassen einen entsprechenden Antrag an den Bundesrat für die Sanierung des Gotthardstrassentunnels vorbereitet.

Im Antrag sollen zwar sowohl eine Variante mit einer zweiten Röhre wie auch eine ohne solche aufgeführt sein. Priorisieren wolle Leuthard jedoch die Variante mit einer zweiten Röhre. Dies, weil nach neusten Zahlen eine neue Röhre plus Sanierung der bestehenden nur eine Milliarde teurer würde als die alleinige Sanierung der alten Röhre.

Damit erhalten jene Kräfte Auftrieb, die bereits seit Jahren einen zweiten Strassentunnel fordern. Neben einer staatlich bezahlten Lösung wurden auch private Investitionen mit einer kostenpflichtigen Durchfahrt diskutiert.

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