Diebes-Bande plündert Spitäler und Altersheime

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Müller-MascheDiebes-Bande plündert Spitäler und Altersheime

Patienten und Senioren, aufgepasst: In der Zentralschweiz haben es Gauner auf Wertsachen in Spitälern und Heimen abgesehen. Das Phänomen ist auch in anderen Kantonen bekannt.

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Offene Türen: Beim Verlassen des Zimmers sollten Wertsachen im Spital immer eingeschlossen oder mitgenommen werden.

Offene Türen: Beim Verlassen des Zimmers sollten Wertsachen im Spital immer eingeschlossen oder mitgenommen werden.

Es geschah vor rund einem Monat im Kantonsspital Nidwalden in Stans: Zwei Männer meldeten sich am Empfang und fragten nach dem Zimmer ihres Freundes, dem Patienten Müller, berichtet die «Zentralschweiz am Sonntag». Den Männern wurde die Zimmernummer mitgeteilt.

Zum Glück lag Patient Müller in seinem Bett, als seine Besucher die, wie im Spital üblich, unverschlossene Tür öffneten. Müller fragte sie, was sie hier zu suchen hätten, denn er kannte die beiden Herren gar nicht, wie die Zeitung schreibt. Darauf hätten die beiden ihn nach einer Zigarette gefragt - was den kürzlich am Herzen Operierten eher irritiert habe. Die Besucher verliessen darauf schnell das Zimmer und fast gleich schnell das Spital. Ihre «Müller-Masche» ging diesmal nicht auf. Spital-Angestellte alarmierten sofort die Polizei - doch die Verdächtigen waren zu schnell. «Von den Männern fehlt bislang jede Spur», sagt Lorenz Muhmenthaler, Leiter der Nidwaldner Sicherheitspolizei in der Zeitung. Gemäss der Aussage eines Zeugen soll es sich bei den Verdächtigen um Roma handeln.

Problem bekannt: Hunderte ungeklärte Einschleichdiebstähle

Für das 90-Betten-Spital in Stans war es der erste Vorfall dieser Art. Doch im Zuger Kantonsspital gab es erst kürzlich einen Diebstahl in einem Zimmer, wie die Zeitung meldet. Und im grössten Spital der Zentralschweiz, dem Luzerner Kantonsspital, gibt es «vereinzelte Zwischenfälle» wie in Stans. Im Jahr 2013, so die «Zentralschweiz am Sonntag», gab es 733 Einschleichdiebstähle im Kanton Luzern - darunter auch solche in Heimen, Spitälern und Altersheimen. Nur zehn Prozent aller Einschleichdiebstähle können aufgeklärt werden.

Auch in anderen Schweizer Spitälern ist das Problem bekannt. In den grossen Kliniken sind Sicherheitsvorkehrungen gegen Diebe Standard: «Unseren Patientinnen und Patienten stehen Schliessfächer zur Verfügung. Deshalb kommen Diebstähle am Universitätsspital Zürich nur selten vor», sagt Sprecherin Martina Pletscher. Allerdings gebe es Vorfälle, «etwa Gelegenheitsdiebstähle, wenn jemand etwas in einem offenen Bereich liegen gelassen hat». Das Zürcher Unispital setzt auf Prävention und Achtsamkeit: «Unsere Mitarbeitenden sind sehr aufmerksam und achten auf verdächtige Personen.»

Appell an Spitäler und Patienten

«Ausschliessen können wir Diebstähle nicht», sagt auch Markus Hächler, Sprecher des Berner Inselspitals. Er appelliert an Patienten und Besucher, keine Wertsachen offen herumliegen zu lassen: «Es ist wichtig, immer alle Wertsachen einzuschliessen oder mitzunehmen», so Hächler.

Margrit Kessler, Präsidentin der Stiftung Patientenschutz SPO, war bisher nicht bekannt, dass auch organisierte Banden in Spitälern auf Diebestour sind. Kessler appelliert an alle Schweizer Spitäler: «Es ist wichtig, dass alle Patientinnen und Patienten die Möglichkeit haben, ihre Wertsachen einzuschliessen.» Kessler weiter: «Patienten müssen ihre Selbstverantwortung wahrnehmen: Wertsachen nie unbeaufsichtigt lassen und beim Verlassen des Zimmers einschliessen.»

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