Diese Pestizide stecken in unseren Lebensmitteln

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AnalyseDiese Pestizide stecken in unseren Lebensmitteln

Eine Volksinitiative will Bauern, die Pestizide verwenden, die Subventionen streichen. Rückstände des Giftes bleiben auch im Essen zurück.

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Schweizer Bauern setzen bei ihrer Arbeit auf die Hilfe von Pflanzenschutzmitteln. 20 Minuten zeigt, in welchen einheimisch produzierten Lebensmitteln Pestizide zurückbleiben können.
Äpfel: Gift für makellose WareIn der Schweiz werden jährlich 2200 Tonnen Pestizide ausgebracht – auch für die Produktion von Äpfeln. Gegen den Apfelschorf, der bei den Früchten bräunliche Flecken verursacht, wird Captan gespritzt. Ein potenziell krebserregendes Gift.
Greenpeace entdeckte bei einer Untersuchung 2015 in vier von acht konventionellen Schweizer Äpfeln Rückstände von Pestiziden, darunter Captan. Die Schweizer Grenzwerte wurden aber eingehalten. Laut der Stiftung Vision Landwirtschaft ist der hohe Pestizid-Einsatz bei Obst darauf zurückzuführen, dass die Händler makellose Ware forderten.
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Schweizer Bauern setzen bei ihrer Arbeit auf die Hilfe von Pflanzenschutzmitteln. 20 Minuten zeigt, in welchen einheimisch produzierten Lebensmitteln Pestizide zurückbleiben können.

Keystone/Alessandro Della Valle

Für Umweltaktivisten ist es «Gift», für die Bauern sind es «Pflanzenschutzmittel»: Die Debatte um den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft wird kontrovers geführt. Nun heizt eine Volksinitiative die Debatte weiter an: Das Begehren «Für sauberes Trinkwasser», das Giftbauern ihre Subventionen streichen will, haben bereits 94'000 Stimmbürger unterschrieben. 20 Minuten zeigt, in welchen Lebensmitteln Pestizide zurückbleiben.

Äpfel: Behandelt mit wahrscheinlich krebserregenden Stoffen

In der Schweiz werden jährlich 2200 Tonnen Pestizide ausgebracht. Die Menge ist seit den 90er-Jahren konstant geblieben – während laut einer Analyse der Stiftung Vision Landwirtschaft die Hersteller immer toxischere Mittel verkaufen. Auch in bei der Produktion von Äpfeln greifen Bauern auf diese Mittel zurück: Gegen den Apfelschorf, der bei Äpfeln unansehnliche bräunliche Flecken verursacht, wird Captan gespritzt – ein Mittel, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein.

Greenpeace entdeckte bei einer Untersuchung 2015 in vier von acht konventionellen Äpfeln aus dem Schweizer Detailhandel Rückstände von Pestiziden, darunter Captan. Insgesamt wurden die Schweizer Grenzwerte eingehalten. Laut Vision Landwirtschaft ist bei Obst und Gemüse ein besonders hoher Pestizid-Einsatz üblich, da «vom Handel mit Hinweis auf die Konsumentenwünsche äusserlich makellose Ware gefordert» werde.

Trinkwasser: Gefährdetes Grundwasser

Die Hauptquelle für das Schweizer Trinkwasser ist das Grundwasser: 80 Prozent davon pumpen wir aus dem Untergrund. Doch das Grundwasser ist zunehmend mit Pestiziden belastet. An jeder fünften Trinkwasserfassung wird laut den Schweizer Wasserversorgern mittlerweile der Toleranzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter überschritten. In Gebieten mit intensiver Landwirtschaft waren es bis zu 70 Prozent der Messstellen.

Die Stiftung Vision Landwirtschaft hält in einer Analyse fest, dass «laut einer zunehmenden Anzahl von Studien die permanente Pestizidexposition über Nahrungsmittel einen relevanten Risikofaktor für Krebs, Parkinson, oder Entwicklungsstörungen bei Kindern» darstellt.

Wein: Nur 20 Prozent pestizidfrei

«Angesichts des sehr verbreiteten Einsatzes von Pestiziden im Weinbau» untersuchte im Juni der Verband der Schweizer Kantonschemiker 156 Schweizer und 99 ausländische Weine. Laut dem Verband verwenden Schweizer Weinbauern häufiger verschiedene Pestizide als ihre ausländischen Kollegen, weil die Reben bereits gegen das Gift resistent geworden sind.

Das Fazit der Untersuchung: Nur 20 Proben waren völlig frei von Pestiziden. Insgesamt konnte bei den untersuchten Schweizer Weinen acht verschiedene Pestizide nachgewiesen werden. Die gesetzlichen Grenzwerte wurden insgesamt aber nur bei sechs Weinen – alles einheimische – überschritten. In einer anderen Untersuchung fand Greenpeace in acht von zehn konventionellen Schweizer Weinen Rückstände des wahrscheinlich krebserregenden Mittels Glyphosat.

Honig: Gift macht Bienen orientierungslos

Neonikotinoide gehören zu den effektivsten Mitteln der Schädlingsbekämpfung. Schweizer Bauern setzen vom hochwirksamen Nervengift jedes Jahr 2460 Kilo ein. Zugelassen ist das Pestizid für Rüben, Raps, Mais, Getreide, Zwiebeln, Kohl, Lauch und Salat.

Zwar hält der Bundesrat fest, dass Rückstände «in essbaren Pflanzenteilen nur sehr gering bis nicht nachweisbar sind». Problematischer sind die Neonikotinoide jedoch für die Honigbienen, die als Bestäuber mit kontaminierten Pflanzen in Kontakt kommen.

Laut einer Studie der Uni Neuenburg überschritt die Konzentration an Neonikitonioiden bei 34 Prozent von 198 untersuchten Honigproben aus der ganzen Welt den Grenzwert. Zwar sei der Honig für den menschlichen Konsum unbedenklich. Studien gehen aber davon aus, dass Neonikotinoide in Zusammenhang mit dem Bienensterben stehen könnten, da die Bienen durch das Gift ihre Orientierung und das Gedächtnis verlieren.

* In der Printausgabe dieses Artikels stand fälschlicherweise, dass das Komitee der Initiative «Für sauberes Trinkwasser» bis im Januar Zeit habe, 100'000 Unterschriften einzureichen. Richtig ist, dass die Initianten bis dann die nötigen Unterschriften einreichen wollen. Die Sammelfrist läuft bis am 21. September 2018.

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