Dieser Winter wird lang und kalt

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Berechnungen zeigenDieser Winter wird lang und kalt

Nach eisigen Temperaturen und viel Schnee in den letzten Jahren soll auch der kommende Winter wieder kälter werden. Dies berechnet ein amerikanisches Klimamodell.

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Gegen Ende dieser Woche erwartet die Schweiz einen ersten Vorgeschmack auf den Winter. Eine Kaltfront sorgt am Donnerstag für Niederschlag und kalte Temperaturen, am Freitag sinkt die Schneefallgrenze auf 700 bis 900 Meter. In höheren Lagen seien bis zu 20 Zentimeter Neuschnee möglich, sagt der deutsche Meteorologe Dominik Jung von wetter.net.

Nicht nur diese Woche wird es kalt, auch der kommende Winter soll sich durch unterdurchschnittliche Temperaturen auszeichnen. Dies zeigen Berechnungen eines Klimamodells, das der amerikanische Wetterdienst betreibt und Prognosen zu Niederschlag und Temperaturen der nächsten sieben Monate erstellt - weltweit.

Ist die Warmwinterphase vorbei?

«Mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent werden die Temperaturen in den Wintermonaten rund ein halbes Grad unter dem langjährigen Mittel liegen», erklärt Meteorologe Jung, dem die Daten des amerikanischen Klimamodells vorliegen. Besonders kalt und schneereich werde es demzufolge im Januar und Februar. Auch könne sich der Winter wieder bis in die Frühlingsmonate erstrecken, sagt Jung. Betrachte man die Messdaten der letzten zehn Jahre, seien die Winter wieder kälter geworden. «Die Zeit der milden Winter scheint vorbei», stellt Jung fest.

Auch Thomas Schlegel vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz sagt: «In den letzten Jahren gab es wieder einige Winter, die unterdurchschnittlich kalt waren.» Dies markiere aber keine Trendwende in der längerfristigen Temperaturentwicklung, sagt Klimatologe Schlegel. «Längerfristig wird sich der Trend der Erwärmung gemäss den aktuellen Klimaszenarien fortsetzen.» Bis Ende des 21. Jahrhunderts dürften die Wintertemperaturen in der Schweiz, je nach Szenario, um weitere 1,0 bis 3,6 Grad Celsius ansteigen. «Von 1901 bis 2013 hat die Durchschnittstemperatur während den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar bereits um rund eineinhalb Grad zugenommen», weiss Schlegel.

«Wetterschmöcker» sagen noch nichts

Präzise Voraussagen über einen Zeitraum von mehreren Monaten seien mit den aktuellen Klimamodellen nicht möglich. «Solche Berechnungen Monate im Voraus zeigen denn auch nur einen Trend», hält Meteorologe Jung fest. Von solchen Trendvorhersagen hält sein Berufskollege Felix Baum von MeteoNews wenig: «Selbst kurzfristige Prognosen im Fünftages-Zeitraum können sich sehr schnell ändern.»

Vor allem Städter hätten zunehmend das Bedürfnis, das Wetter planbar zu machen. «Klar ist es praktisch zu wissen, was man am nächsten Tag anziehen und wann man Ferien buchen soll», sagt Baum. Er rät aber auch zu mehr Gelassenheit im Umgang mit Wetterbedingungen. Diese ortet der Wetter-Experte mehr bei Menschen, die in einer ländlichen Umgebung leben. Dazu gehört der Muotathaler Wetterschmöcker Martin Holdener. Der Bauer habe einen natürlichen Wetterinstinkt, den er mit Beobachtungen in der Natur ergänzt: «Wenn die Regenwürmer und Feldmäuse ihre Gänge und Höhlen tief unter der Erdoberfläche graben, gibt es einen kalten Winter», sagt Holdener. Wie das Wetter denn genau ausfallen wird, geben die Wetterschmöcker aber erst nach ihrer Konferenz Ende November bekannt.

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