Dubiose Firma verspricht Jungen das schnelle Geld

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Schneeball-MethodenDubiose Firma verspricht Jungen das schnelle Geld

Mit einem undurchsichtigen System versucht eine US-Firma, in der Schweiz Energydrinks abzusetzen. Dafür wirbt sie bevorzugt Jugendliche an. Konsumentenschützer prüfen eine Anzeige.

tso/num/nsa
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Der Energydrink Verve.

Der Energydrink Verve.

In der ganzen Schweiz finden derzeit täglich Events statt, in denen gewiefte Redner ihrem jugendlichen Publikum das Blaue vom Himmel versprechen: Mit wenig Arbeit das schnelle Geld und ein dickes Auto – möglich dank eines Energydrinks namens «Verve!» und eines fragwürdigen Vertriebssystems. Wer einsteigt, muss erst mal eine Palette des Drinks für sich selbst ordern und den Drink weiterempfehlen. Führt die Empfehlung zu weiteren Bestellungen, erhält man Punkte. Hat man genügend Punkte beisammen, «qualifiziert» man sich fürs Einkommen.

Hinter all dem steckt die US-Firma Vemma, die ihr Vorgehen «Multi-Level-Marketing» nennt. In den USA, Italien und Österreich hat Vemma bereits die Behörden auf den Plan gerufen. In Vorarlberg meldeten sich kürzlich mehrere, zum Teil minderjährige Teilnehmer beim Konsumentenschutz. «Wir haben die Staatsanwaltschaft eingeschaltet», so Paul Rusching von der Arbeiterkammer Vorarlberg. Der Vorwurf: Vemma operiere mit einem illegalen Schneeballsystem. Bezahlt würden die Teilnehmer nämlich nur für die Neuanwerbung von weiteren Teilnehmern und nicht für den Verkauf des Energydrinks an sich.

Konsumentenschutz alarmiert

Der 20-jährige S.G* aus Luzern hat zwei der Marketing-Events besucht. Vor den Lokalitäten hätten jeweils demonstrativ BMWs und Mercedes geparkt, alle Redner seien teuer gekleidet gewesen und hätten pausenlos von ihren finanziellen Erfolgen erzählt. So auch ein eleganter älterer Herr, der in der Vemma-Pyramide offenbar weit oben sitzt. Während S. dessen Geschwafel auf die Nerven ging, seien die anderen Teilnehmer restlos begeistert gewesen. «Der Mann hat sogar stehenden Applaus geerntet. Ich kam mir vor wie in einer Sekte», erzählt G. Die Vemma-Geschichte verbreite sich wie ein Lauffeuer: Mittlerweile sei die Hälfte seiner Bekannten bei Vemma eingestiegen und hoffe auf das grosse Geld.

Für Josianne Walpen von der Stiftung Konsumentenschutz in Bern ist klar: «Die Methoden von Vemma weisen Züge eines illegalen Schneeballsystems auf.» Die Abgrenzung zwischen legalem Multi-Level-Marketing sei allerdings nicht ganz klar. «Wir werden prüfen, ob wir eine Strafanzeige einreichen.» Letztendlich müsse aber ein Gericht prüfen, ob Vemma illegal operiere oder nicht.

Einer der Beteiligten ist vorbestraft

Vemma nimmt zu den Vorwürfen über die PR-Agenur Ketchum Publico in Wien Stellung: «Bei Vemma bestimmt nicht die Position das Einkommen, sondern die Leistung jedes Einzelnen», schreibt die Agentur. Vemma bezahle Provisionen nur für Produktverkäufe und nicht für Rekrutierungsaktivitäten. Minderjährige würden nicht als Vertriebspartner akzeptiert.

Brisant ist immerhin die Tatsache, dass der elegante ältere Herr, der in Luzern für Vemma auftrat, kein Unbekannter ist. 2002 wurde er wegen Verstosses gegen das Lotterie-Gesetz verurteilt. Er hatte über ein illegales Schneeballsystem den angeblichen Wundersaft Noni vertrieben.

* Name der Redaktion bekannt

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