AsylkostenEin Flüchtling kostet 1500 Franken im Monat
Die Flüchtlingswelle vom Mittelmeer hat auch finanzielle Folgen. Ein Blick in die Statistik zeigt massive Unterschiede zwischen den Kantonen auf.
Wer in der Schweiz Asyl beantragt, kostet die öffentliche Hand durchschnittlich knapp 1500 Franken im Monat. Davon fallen knapp 1200 Franken für die Sozialhilfe an: Die Unterkunft kostet im Schnitt 348 Franken, der Lebensunterhalt 420 und die Gesundheitskosten 317 Franken. 45 Franken kosten weitere, nicht näher spezifizierte Sozialhilfeleistungen. Die restlichen 300 Franken fliessen in Betreuungskosten, Kurse und Spezialplatzierungen.
Diese Sozialhilfe-Kosten pro Flüchtling erhebt das Bundesamt für Statistik (BFS), indem es Dossiers aus den Kantonen analysiert. Die Zahlen beziehen sich auf alle Personen, die entweder im Asylverfahren sind oder den Status «vorläufig aufgenommen» haben. Auf Basis dieser Erhebungen zahlt der Bund sogenannte Globalpauschalen an die Kantone, die je nach effektivem Kostenniveau von Kanton zu Kanton variieren. Diese geben die Beiträge an die Gemeinden weiter, welche die Flüchtlinge betreuen. Überschreiten Härtefälle diese Pauschale, beispielsweise weil die Flüchtlinge schwer krank sind oder Kinder fremdplatziert werden müssen, haben die Gemeinden für die Zusatzkosten aufzukommen.
Die Analyse des BFS zeigt zudem: Die Kosten pro Flüchtling sind seit Jahren relativ stabil. Es gibt zwischen den Kantonen jedoch grosse Unterschiede bei der Kostenaufteilung, weil die Krankenkassenprämien und Lebenshaltungskosten variieren.
Sozialhilfekosten ohne Betreuung
Der Kanton Glarus gibt für die Miete durchschnittlich 143 Franken aus – das Tessin dagegen 604 Franken. Die Kosten für die Beherbergung eines Asylbewerbers können sich also um mehr als das Vierfache unterscheiden. Verursacht werden diese massiven Unterschiede durch unterschiedliche Wohnformen: Während in Glarus sämtliche Asylbewerber in einem Durchgangszentrum untergebracht werden, hat man im bereits überlaufenen Tessin keine andere Wahl, als die Asylbewerber in Wohnungen oder gar Hotelzimmern einzuquartieren, was die Mietpreise in die Höhe treibt und Gemeinden und Kanton vor Probleme stellt. Auch die Erwerbstätigkeit der Flüchtlinge spielt eine Rolle: So sind 24 Prozent der Personen im Asylprozess in Luzerner Standorten erwerbstätig, was die Kosten für die Gemeinden senkt, während im Jura oder in Appenzell-Ausserrhoden keine Erwerbstätigen zu finden sind.
Zu guter Letzt gibt es weitere Faktoren, die teils für massive Mehrkosten sorgen können: «Unterschiede zwischen den Kantonen lassen sich auch auf Leistungen wie Kinderbetreuung, Kurs- oder Dolmetscherkosten und andere situationsbedingte Leistungen zurückführen», sagt Léa Wertheimer, Mediensprecherin des Staatssekretariats für Migration. So steht im Jahresbericht 2014 des Bundes, dass zum Beispiel Appenzell Ausserrhoden im Juni 2014 hohe Kosten aus Aufenthalten in stationären Einrichtungen zu tragen hatte, was die Durchschnittskosten pro vorläufig aufgenommene Person erhöhte.