Einheimische sind auf der Piste unerwünscht

Aktualisiert

Flims, Laax, FaleraEinheimische sind auf der Piste unerwünscht

Die Tourismusverantwortlichen von Flims und Laax bitten die Einheimischen wegen der schlechten Schneeverhältnisse, die Pisten den Touristen zu überlassen.

Patricia Shams
von
Patricia Shams
Dieses Schreiben ist den Einwohnern der Gemeinden Flims, Laax, Falera Trin und Sagogn an Heilig Abend ins Haus geflattert.
Weil im Tal kein Schnee fällt, erwarten die Skigebiete Engpässe an den Bergstationen für die Retourfahrten.
Deshalb bitten die Tourismusverantwortlichen von «Weisse Arena Gruppe» die Einheimischen, auf die Nutzung der Skianlagen zu verzichten und die Pisten den Touristen zu überlassen, bis mehr Schnee fällt und der Engpass überwunden ist.
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Dieses Schreiben ist den Einwohnern der Gemeinden Flims, Laax, Falera Trin und Sagogn an Heilig Abend ins Haus geflattert.

Leser-Reporter

«Wir bitten Sie höflich, aufgrund des zu erwartenden Gästeaufkommens zugunsten unserer Gäste zurückzutreten und als Einheimische auf die Nutzung der Anlagen solange zu verzichten, bis die Talabfahrt nach Flims oder Laax verfügbar ist.» Dieses Schreiben des Tourismus-Unternehmens «Weisse Arena Gruppe» haben die Einwohner der Gemeinden Flims, Laax, Falera, Trin und Sagogn am 24. Dezember in ihren Briefkästen vorgefunden. «Unser Ziel ist es, unsere Gäste glücklich zu machen und Ihnen ein positives Ferienerlebnis zu bieten», schreibt Verwaltungspräsident Reto Gurtner weiter.

Die Weihnachtspost stösst den Einheimischen sauer auf: «Das ist frech, ich bin verärgert. Wir zahlen Steuern und das Ski-Abo und müssen zu Hause bleiben», sagt ein Einwohner von Laax, der anonym bleiben will, zu 20 Minuten.

«Ich fühle mich bevormundet»

Das Schreiben verbreite schlechte Stimmung in der Gemeinde. Auch andere Bewohner teilten diese Meinung. Es sei ausserdem völlig unnötig: «Die Einheimischen meiden die Zeit um die Festtage sowieso wegen der vielen Touristen. Kaum jemand von uns fährt in diesen Tagen Ski. Ich fühle mich bevormundet.»

Adrian Steiger, Gemeindepräsident von Flims, sieht in der dringlichen Bitte der «Weisse Arena Gruppe» ebenfalls kein Problem. «Ich habe Verständnis für diese Massnahme, schliesslich ist unsere Region vom Tourismus abhängig.» Er betont aber, dass dies eine absolute Ausnahmesituation sei.

Steiger bestätigt die Aussage des Lesers, dass die Mehrheit der Einheimischen wegen der Engpässe wohl auch ohne den Brief zu Hause geblieben wäre. Deshalb sei es für ihn unverständlich, dass sich Leute von der Massnahme diskriminiert fühlen.

Den meisten scheint es tatsächlich nichts auszumachen, wie der «Tagesanzeiger» unter Berufung auf Radio Rumantsch berichtet.

Die Verantwortlichen des Unternehmens «Weisse Arena Gruppe» waren am 25. Dezember nicht erreichbar.

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