Luzerner WunderkindFilm über Mathe-Genie Max kommt in die Kinos
Maximilian Janisch machte als mathematisch hochbegabtes Wunderkind Schlagzeilen. Jetzt ist er 13 Jahre alt – und Hauptfigur eines Kinofilms.
Der Trailer zum neuen Dokumentarfilm über Maximilian Janisch, der nächstes Jahr im Kino zu sehen sein wird. (Video: Cognito Films)
Schon als Neunjähriger wurde Maximilian Janisch aus dem Kanton Luzern national bekannt. Damals hatte er eben seine Mathematik-Matur abgelegt. Dass seine Eltern sich danach vergeblich bemühten, Max an einer Schweizer Uni einzuschreiben, machte Schlagzeilen und löste eine Debatte über den richtigen Umgang mit hochbegabten Kindern aus. Mit elf Jahren veröffentlichte Max seine Autobiografie – in französischer Sprache. Jetzt ist er 13 – und die Hauptfigur eines Kinofilms. «Maximilian» heisst der 77 Minuten lange Dokumentarfilm, den der St. Galler Regisseur Nicolas Greinacher gedreht hat.
«Max interessiert mich, weil ich als Kind selber mathematisch hochbegabt war – wenn auch nicht im gleichen Ausmass», sagt Greinacher. Am 18. November hat der Film am Foyle-Filmfestival in Nordirland Weltpremiere. 2017 soll er in der Schweiz in die Kinos kommen.
Max sagt, er sei kein Streber
Für den Film hat Greinacher Maximilian ein Jahr lang begleitet – ins Gymnasium, wo er mit deutlich älteren Klassenkollegen die Schulbank drückt, an die Uni Zürich, wo ein Professor ihn als Mentor in Mathematik unterrichtet, an Auftritte an Podien und im TV, in die Sommerferien nach Südfrankreich. An der Mathematik, erklärt Max, fasziniere ihn deren «Eleganz». Ein Streber sei er nicht, betont er. Er gibt aber auch zu: «Anders als andere arbeite ich auch in den Ferien. Denn Studien haben gezeigt, dass die Hirnleistung sonst nachlässt.»
Der Fall Max polarisiert. Er sei ein Opfer des Ehrgeizes seiner Eltern, lautet die Meinung vieler, man raube ihm seine Kindheit. Auf diese Kritik wird im Dokumentarfilm eingehend eingegangen. Zu Wort kommt der Kinder- und Jugendpsychotherapeut Allan Guggenbühl, der klarstellt, dass Hochbegabung nicht automatisch bedeute, dass jemand auch als Erwachsener ein ETH-Professor oder Nobelpreisträger werde.
Dass Max immer wieder Medienauftritte absolviert, kritisiert Guggenbühl, das tue einem Kind nicht gut. Maximilians Vater Thomas Drisch, ein pensionierter Mathematikprofessor, sieht das anders: Das Titelblatt eines Magazins, auf dem Max abgebildet ist, hat er gerahmt ins Entrée gehängt.
«Ich mache, was ich gern mache»
Regisseur Greinacher sagt, der Film bilde diese Ambivalenz ab. «Es stimmt, dass Max wenige gleichaltrige Kollegen hat, aber das scheint ihn auch nicht sehr zu interessieren.» Auch sei der Junge wohl eine Projektionsfläche für seinen Vater, der durch seinen Sohn seine Jugend noch einmal durchleben wolle. Dass Maximilian nicht Kind sein könne, stimme aber nicht, wenigstens nicht in den Ferien. Greinacher: «Dann spielt er jeden Tag mit Freundinnen im gleichen Alter, schwimmt und tollt herum.»
Die Hauptfigur ist mit dem Film zufrieden. Zu 20 Minuten sagt Maximilian Janisch: «Im Film komme ich mir wie ich vor.» Und es werde mit Vorurteilen aufgeräumt, etwa jenem, dass Jugendliche nicht für die Uni taugten. «Vor hundert Jahren traute man übrigens den Frauen nicht zu, erfolgreich an einer Universität studieren zu können.» Dann gebe es Leute, die sagten: «Mathematik schadet der Kindheit. Lasst die Kinder lieber im Wald spielen.» Er aber mache lieber, was er gern mache – Mathematik.
Zweitbester an der Uni
Die sei ihm noch längst nicht verleidet. Derzeit beschäftige er sich mit Analysis III, so Maximilian. Dabei, erklärt er, gehe es – kurz gesagt – um die Frage, wie sich konkrete wie abstrakte «Objekte», zum Beispiel geometrische Figuren oder aber Wahrscheinlichkeiten, «messen» lassen.
Erste akademische Erfolge kann Max vorweisen: An der Universität Perpignan in Frankreich, an der er mittlerweile im 5. Semester Mathematik studiert, habe er jeweils als Zweitbester bestanden – obwohl er während der meisten Zeit wegen der Schule abwesend gewesen sei.
Dieses Interview gab Max 20 Minuten als Neunjähriger:
Video: 20 Minuten/Nina Jecker/Philipp Rüegg