Streit an BordFlugbegleiter-Beisserin erhält Swiss-Gutschein
Auf einem Swiss-Flug biss eine Frau (75) einen Flugbegleiter. Trotzdem schenkte die Airline ihr einen Fluggutschein.
Der Vorfall ereignete sich im April auf dem Weg von Los Angeles nach Zürich. Die 75-jährige Passagierin E. P.* war zusammen mit ihrem Pudel an Bord von Flug LX41. Laut dem «SonntagsBlick» fütterte die Ungarin ihren Hund auch weiter, nachdem sie das Kabinenpersonal aufgefordert hatte, die Transporttasche zu schliessen. Als ein Flugbegleiter ihr das Futter wegnehmen wollte, biss die Seniorin zu. Wegen der Tätlichkeit kassierte sie einen Strafbefehl der Bundesanwaltschaft und muss 300 Franken Busse zahlen.
Nun hat sich die in Kalifornien wohnhafte Tochter der Passagierin bei 20 Minuten gemeldet. Sie kritisiert, die «unfairen Medienberichte» über den Eklat an Bord würden ihre wehrlose Mutter verunglimpfen. Zugleich wirft sie dem Flugbegleiter «unzivilisiertes Betragen» vor. «Dieser hat weder das Alter unserer Mutter beachtet noch den Umstand, dass sie ihn nicht verstehen konnte, und sie körperlich und verbal attackiert.» Die 75-Jährige spreche nur Ungarisch. Sie habe darum eine Notiz mit sich geführt mit dem Hinweis, dass sie ihren Hund ab und an füttern werde.
Angst, dass der Hund in der Gepäckablage erstickt
Eskaliert sei die Situation, weil die Passagierin Angst um den Hund gehabt habe: «Meine Mutter hatte Angst, dass man ihr das Hündchen wegnimmt und in der Gepäckablage verstaut, wo der Hund ersticken könnte.» Ein solches Drama habe sich kürzlich auf einem Flug der United Airlines ereignet. Nach dem Biss sei die Mutter in Zürich der Polizei übergeben worden und habe eine Blutprobe abgeben müssen. Ihren Anschlussflug nach Budapest habe sie verpasst und in einem Hotel verbringen müssen, wo ihr wichtige Medikamente gefehlt hätten.
In einem Brief an die Swiss forderte die Tochter eine offizielle Entschuldigung der Fluggesellschaft, die Übernahme der Kosten für das Hotel und den verpassten Rückflug sowie eine Genugtuung.
Swiss weist Vorwürfe zurück
Inzwischen hat die Passagierin tatsächlich einen Fluggutschein im Wert von 30'000 Forint – umgerechnet knapp 110 Franken – von der Swiss erhalten. Sie interpretiere das Schreiben als Entschuldigung, so die Tochter.
Swiss erklärt dazu, dass der Gutschein nichts mit dem Vorfall an Bord zu tun habe: «Swiss hat sich bei der Tochter des Fluggastes nach einem Schreiben derselben gemeldet. Die Entschuldigung in der Kontaktaufnahme wie auch der Fluggutschein aus Kulanzgründen beziehe sich allerdings nicht auf das an Bord Vorgefallene, sondern auf die Tatsache, dass das Flugerlebnis der Passagierin nicht ihren Erwartungen entsprochen habe.» Tatsächlich heisst es im Begleitschreiben, es handle sich nicht um eine individuelle Antwort.
Die Swiss betont, dass die Schilderung der Frau mit jener des Flugbegleiters und auch des Maître de Cabine an Bord nicht übereinstimme. «Vorwürfe der Gewaltanwendung seitens Swiss-Personal weisen wir auf Basis der vorliegenden Rapporte klar zurück», schreibt Swiss-Sprecherin Karin Müller. Umgekehrt lägen Fotos von Bissverletzungen am Arm des Flugbegleiters vor.
* Name der Redaktion bekannt