GLP-ForderungFrauen und Ausländer sollen Milizdienst leisten
Die Grünliberalen fordern die Einführung eines allgemeinen Bürgerdiensts. Beat Flach ist trotz eines ablehnenden Entscheids des Nationalrats zuversichtlich.

Die institutionalisierte Freiwilligenarbeit sei zurückgegangen, schreibt die GLP in ihrem Vorstoss. Im Bild: Lehrlinge leisten einen Freiwilligen-Einsatz zu Gunsten eines Naturschutzgebietes im Maggiatal.
Keystone/Karl MathisHerr Flach, die Grünliberalen verlangen die Einführung eines allgemeinen Bürgerdienstes. Was verstehen Sie darunter?
Ziel ist, dass alle Personen in der Schweiz – Frauen und Männer, Schweizer und hier wohnhafte Ausländer – einen Dienst für die Allgemeinheit erbringen. Das kann wie heute in der Armee sein, aber auch in Form einer sozialen oder sonst der Allgemeinheit zugutekommenden Tätigkeit. Auslandeinsätze im Bereich Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe sind ebenfalls denkbar.
Haben Sie Militärdienst geleistet? Und welchen Beitrag hätten Sie für die Gesellschaft geleistet, wenn Sie frei hätten wählen können?
Ja, ich war Funker im Militär. Zudem habe ich mich 20 Jahre lang in der freiwilligen Feuerwehr engagiert. Ich hätte gerne etwas Sinnvolleres gemacht, als ich es in meiner Militärzeit getan habe. Wenn ich mit einer Zeitmaschine zurückreisen könnte und es gäbe einen solchen Bürgerdienst, würde ich mich wohl im sozialen Bereich engagieren, etwa als Krankenpfleger.
Welche Vorteile hat die allgemeine Bürgerpflicht aus Ihrer Sicht im Vergleich zum heutigen Militärdienst?
Dadurch, dass es mehr Dienstpflichtige gäbe, würde sich die Dauer der Einsätze verkürzen. Jeder müsste nur etwa ein halbes Jahr seines Lebens investieren. Das könnte man als junger Mensch machen, wenn man fertig ist mit der Lehre oder vor dem Studium. Weil auch Frauen diesen Dienst leisten müssten, würde die Gleichstellung gefördert.
SP-Nationalrätin Martina Munz wandte ein, die Frauen seien in puncto Lohngleichheit immer noch benachteiligt. Ausserdem leisteten sie heute schon viel ehrenamtliche Arbeit in der Familie und im Haushalt.
Ich bin in einem Komitee, das sich für die Gleichstellung bei den Löhnen einsetzt. Ich finde es eine Sauerei, dass heute Frauen teilweise einen tieferen Einstiegslohn haben als Männer. Es stimmt auch, dass die Frauen im Haushalt im Schnitt viel mehr leisten. Aber deshalb dürfen wir die Gleichstellungsbestrebungen in anderen Bereichen nicht einfach auf Eis legen. Ein Bürgerdienst wäre ja gerade eine Möglichkeit, die ungleiche Belastung in der Familienarbeit aufzubrechen. Die Alten- und Krankenpflege könnte nämlich vermehrt im Rahmen solcher Bürgereinsätze geleistet werden, was die Frauen entlasten würde.
Der Nationalrat hat Ihr Postulat nicht überwiesen. Der Bundesrat hat aber bis zum Sommer einen Bericht in Aussicht gestellt, der eine Weiterentwicklung unseres Dienstpflichtsystems thematisieren wird. Wie zuversichtlich sind Sie, dass der allgemeine Bürgerdienst eines Tages Realität wird?
Ich gehe davon aus, dass der Bericht noch sehr stark auf den Bereich Militär fokussieren wird. Natürlich ist es wichtig, dass weiterhin genug Soldaten ausgebildet werden und einsatzbereit sind. Allerdings wird die Armee im Rahmen der laufenden Reform ja kleiner. Zudem müssen wir auch auf die demografische Entwicklung reagieren: Die Leute werden immer älter. Es führt gar kein Weg daran vorbei, in der Betreuung dieser Leute auch die Milizgesellschaft einzuspannen.