IS-AlarmGeheimdienst zählt 480 gewaltbereite Islamisten
Die Zahl von Jihad-Sympathisanten in der Schweiz wächst rasant. Sie pflegen angeblich Kontakte zur IS-nahen Szene in Deutschland.

Früher gab es nur vereinzelte Fälle: Ein wegen Unterstützung islamistischer Terrorgruppen angeklagter Tunesier (l.) und seine verschleierte Frau (r.) betreten das Bundesstrafgericht in Bellinzona. (20. Juni 2007)
Keystone/Karl MathisDer Attentäter von Berlin, Anis Amri, galt als gefährlich, trotzdem befand er sich auf freiem Fuss. Mangels gesetzlicher Grundlage für eine Präventivhaft leben in Europa Hunderte als gefährlich eingestufte Islamisten.
Der Schweizer Geheimdienst zählte Ende Oktober 480 solcher Personen, wie eine Sprecherin dem «SonntagsBlick» sagt. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich mit den 290 Personen, die 2014 registriert waren.
Amri in Kontakt mit IS-Rekrutierer
In Deutschland stuft der Verfassungsschutz gemäss dem Artikel 550 Personen als «Gefährder» ein. Das sind potenzielle Jihadisten, die zu terroristischen Aktionen bereit sein könnten. Ob die Definitionen der gefährlichen Islamisten der Schweiz und Deutschlands deckungsgleich und die Zahlen damit vergleichbar sind, geht aus dem Artikel nicht hervor.
Auf jeden Fall seien Kontakte zwischen den Islamisten-Netzwerken der beiden Länder bekannt, sagt Johannes Saal von der Uni Luzern zum «SonntagsBlick». «Anis Amri stand in engem Kontakt mit IS-Prediger Abu Walaa, der wiederum bedankte sich schon öffentlich für Spenden aus der Schweiz.»
Kontakte Schweiz–Deutschland
Abu Walaa wurde im Oktober verhaftet, weil er für den IS rekrutiert haben soll. Saal glaubt, dass die Jihadisten in Winterthur und Basel in Kontakt mit IS-Prediger Walaa stehen.
Bekannt wurde nun auch, dass Amri zwei Wochen lang in der Schweiz gelebt hatte, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Rund ein Jahr später, nur kurz vor seiner Tat, wollte er erneut in die Schweiz reisen. Weshalb, ist nicht bekannt.
Die Polizei im deutschen Friedrichshafen verhaftete ihn jedoch im Bus, der nach Zürich unterwegs war. Zwei Tage später mussten ihn die Behörden wieder freilassen, weil sein Heimatland Tunesien sich weigerte, Papiere für ihn auszustellen.