Gemässigter Berner Imam von Berufskollegen bedroht

Aktualisiert

«Gebete ungültig»Gemässigter Berner Imam von Berufskollegen bedroht

Mustafa Memeti hat den Zorn konservativer Berufskollegen auf sich gezogen: Diese haben eine Fatwa erlassen – sie erklären Gläubigen, Gebete in Memetis Berner Moschee seien «ungültig».

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Der Imam Mustafa Memeti spricht in der Moschee im Berner Haus der Religionen.

Der Imam Mustafa Memeti spricht in der Moschee im Berner Haus der Religionen.

Vor rund 20 Jahren war Mustafa Memeti der erste Imam in Bern. Er gilt als gemässigte Stimme der Muslime in der Schweiz. Im Haus der Religionen – einem preisgekrönten Projekt, das das friedliche Zusammenleben der Religionen fördern soll – hat er eine Moschee eröffnet und zieht damit den Zorn anderer islamischen Prediger auf sich. «Manche Imame haben eine Fatwa gegen unseren Verein erlassen. Sie haben das Gebet bei uns in der neuen Moschee im Haus der Religionen für ungültig erklärt», sagt Memeti in einem Interview mit der «Berner Zeitung».

Es gebe eine grosse Konkurrenz zwischen den Imamen. Jeder versuche, seinen Einfluss zu steigern, ist sich der Imam sicher. Konstruktive Dialoge seien sehr schwierig. «Wir bemühen uns, ein Gespräch zu finden, aber leider lehnen das die anderen Imame ab», so der 52-Jährige.

Drohbriefe erhalten

Doch dabei scheint es nicht zu bleiben. Im vergangenen Jahr wurden die alten Räume seines Muslimischen Vereins Bern beschädigt. Es gebe Hinweise darauf, dass es sich bei den Tätern um radikale Muslime handle. So hätten einige der Imame ein islamisches Rechtsgutachten, eine sogenannte Fatwa, erlassen, sagt Memeti. Zudem sei er in Drohbriefen als «Verräter, Marionette und Assimilationshelfer» beschimpft worden.

Dies bringt Memeti allerdings nicht von seinem Weg ab. Er will den Islam «aus der Gefangenschaft der Rückständigen» befreien. Dafür will er Radikale ausgrenzen. Die hiesigen Werte müssten akzeptiert werden. «Prediger, die unsere Werte verachten, die Gesellschaft provozieren und vergiften, müssen wir aus unseren Verbänden ausschliessen.» Sie stellten die Zukunft aller Schweizer Muslime infrage.

Keine Reform des Islams

«Es ist nicht die Aufgabe der gemässigten Imame, radikale Imame zu kontrollieren. Ich bin ja kein Polizist», sagt Memeti. Dies müssten aber die Behörden tun. Aber Memeti hält selbst Schliessungen von bestimmten Moscheen für ein mögliches Mittel. Dies sei eine Option, «wenn der Staat, die Gesellschaft oder der Frieden im Land durch solche Prediger gefährdet sind».

Vor einer Reformation des Islams warnt der Vater von drei Kindern. Damit würde man nur die konservativen Kreise und die Extremisten unterstützen. Ihre Auslegung des Islams würde so gerechtfertigt.

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