Falsche WarnmeldungGerücht um vergiftete CDs erreicht die Schweiz
Es sollen vergiftete CDs in unseren Milchkästen liegen, wird in den sozialen Medien geschrieben. Die Polizei gibt Entwarnung.

«Reine Panikmache», sagt die Polizei.
Leser-Reporter/Stephan KaelinVerdächtige CDs sorgen in Deutschland für Angst und Schrecken. Die Datenträger sollen mit Gift beschmiert sein – heisst es auf den sozialen Netzwerken. Nun hat die Meldung samt Foto der CD-Hülle mit Koranversen auch die Schweiz erreicht. Doch: Es handelt sich um einen Internet-Hoax.
Leser-Reporter S. K.* aus dem Thurgau erzählt: «Ich habe das Foto per Whatsapp von meinem Schwager bekommen. Und dieser hat das Bild von einem Kollegen erhalten.» Darauf zu sehen ist eine CD in einer transparenten Hülle. Auf der Hülle klebt ein Zettel mit Koransuren in türkischer Sprache.
Die Vermutung: Vom IS oder von Nazis
In manchen Fällen werde zum Bild auch folgende Textnachricht verschickt, schreibt die «Leipziger Volkszeitung»: «Falls ihr das in eurem Briefkasten findet: Auf gar keinen Fall öffnen», steht in der SMS. «Da drin ist ein chemisches Pulver, das sehr giftig ist und schon beim Einatmen in die Lungen kommen kann. Ein Freund von Max hat den Brief geöffnet und liegt jetzt im Krankenhaus.»
Der Verdacht: Es handle sich um Datenträger vom «Islamischen Staat», die Giftstoffe enthalten und zum Tod führen könnten. In anderen Meldungen wird vermutet, dass die CDs von Nazis an Muslime verteilt werden oder linksextreme Personen dahinterstecken, die die CDs an Rechte verteilen. Tatsache ist: Es handelt sich bei allen Varianten um ein Internet-Gerücht.
«Das ist pure Panikmache»
In Köln wurden innerhalb der letzten Woche zwar tatsächlich 12 ähnliche CDs verteilt, hauptsächlich an Menschen mit türkischer Abstammung. Aber angebliche Giftstoffe waren keine zu finden, schreibt Focus.de. «Da ist überhaupt nichts dran», sagt ein Kölner Polizeisprecher zur Onlineplattform. «Uns sind keine Fälle bekannt, bei denen irgendwer verletzt wurde.»
Auf den CDs seien Koranverse auf Türkisch zu hören oder sie seien unbespielt. «Es befinden sich keine extremistischen Inhalte auf den CDs», so der Sprecher. Auch die Leipziger Polizei gibt Entwarnung. «Das ist pure Panikmache», sagt eine Sprecherin.
Weder im Kanton St. Gallen noch im Kanton Zürich sind Fälle von vergifteten CDs bekannt.
*Name der Redaktion bekannt.