Delsberg JUGewalt-Video führt zu rassistischem Shitstorm
Das Video eines Übergriffs am Bahnhof Delsberg JU wurde im Internet hundertfach kommentiert. Wegen rassistischer Äusserungen schreiten nun die Behörden ein.
Das Video zeigt einen Streit unter Jugendlichen am Dienstag am Bahnhof Delsberg. Ein dunkelhäutiger Teenager geht auf einen anderen zu und hält ihn am Hals fest. Wenig später greift er seinen Kontrahenten an den Beinen und wirft ihn zu Boden. Als das Opfer aufsteht, stösst der Angreifer den jungen Mann erneut, worauf dieser wieder hinfällt.
Die Szene wird von Umstehenden gefilmt. Am Anfang ist zu hören, wie einer der Anwesenden den Namen des Opfers mehrfach wiederholt. Wie es zu der Szene gekommen ist, bleibt unklar – ebenso, weshalb die Szene gefilmt wurde und niemand einschritt.
Zahlreiche rassistische Kommentare
In den sozialen Netzwerken hat der knapp 50 Sekunden lange Clip zu einer Welle von rassistischen Kommentaren und Gewaltaufrufen geführt, wie das Portal RTN.ch berichtet.
Ursprünglich hatte die Mutter des Opfers das Video auf Facebook gestellt. Nachdem auch Facebook-Seiten wie «Die Sozialisten zerstören meine Stadt» und eine lokale SVP-Sektion das Video teilten, meldeten sich Hunderte Personen zu Wort. Bis gestern Abend wurde das Video über 2000-mal geteilt und 700-mal kommentiert.
Dutzende Kommentarschreiber haben zu Gewalt gegen den Täter aufgerufen oder ihn rassistisch beleidigt. Auch pauschale Abwertungen von dunkelhäutigen Menschen wurden gepostet. Deshalb sah sich die jurassische Polizei gezwungen, einzuschreiten.
Mutter des Opfers erstattet Anzeige
Gestern informierten die Polizei und die Staatsanwaltschaft darüber, dass Rassendiskriminierung ein Straftatbestand ist, der auch im Internet strafrechtlich verfolgt wird.
Die Polizei bat darum, das Video nicht mehr zu teilen und nicht zu kommentieren. Sollten weitere Hass-Kommentare, Aufrufe zu Vergeltung oder Drohungen auftauchen, werde die Staatsanwaltschaft Strafverfahren einleiten.
Der Familie des Opfers empfahl die Polizei, eine Anzeige einzureichen. Die Mutter bestätigte gegenüber RTN.ch, dass sie das auch tun werde. Sie sei überrascht, wie oft das Video geteilt worden sei. Auf Anraten der Behörden nahm die Frau es mittlerweile von ihrer Facebook-Seite. Sie bedauere nicht, es online gestellt zu haben, sagt die Mutter. Sie wolle die Leute warnen, denn diese Art von Aggression sei kein Einzelfall.