Wie harmlos ist Glyphosat tatsächlich?

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Bericht des BundesratsWie harmlos ist Glyphosat tatsächlich?

Laut einer Studie steckt Glyphosat in 4 von 10 Lebensmitteln. Die Konzentrationen seien jedoch harmlos. Für Umweltschützer ist das nur die halbe Wahrheit.

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Der Bundesrat gibt beim Unkrautvernichter Glyphosat, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein, Entwarnung. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit hat 243 Proben von Schweizer und importierten Lebensmitteln untersucht. In seinem Bericht, der am Mittwoch publiziert wurde, hält es fest: «Erst beim täglichen Konsum von 72 kg Teigwaren, 655 kg Brot, 10 kg Kichererbsen oder 1600 Liter Wein der jeweils am stärksten belasteten Probe müsste eine erwachsene Person mit gesundheitsschädigenden Folgen durch Glyphosatrückstände rechnen.»

Auffallend: Allein fünfmal wird im Bericht erwähnt, dass Glyphosat für den Menschen unbedenklich sei. Philippe Schenkel, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace, erstaunt dies nicht: «Die Bevölkerung sieht den Pestizideinsatz zunehmend kritischer, was etwa der grosse Zuspruch für die Trinkwasser-Initiative zeigt.» Indem der Bundesrat den Glyphosat-Bericht positiv darstelle und wichtige Aspekte ausblende, wolle er die Zweifel der Kritiker zerstreuen.

«Glyphosat ist Gift für unsere Böden»

Zu den Aspekten, die im Bericht vernachlässigt werden, gehören für Schenkel die Auswirkungen des Pestizids auf die Böden. «Auch wenn die Glyphosatbelastung der Lebensmittel unter den Grenzwerten liegt, ist der Stoff Gift für unsere Böden», sagt Schenkel. Denn Glyphosat töte Bodenlebewesen ab, die für die Fruchtbarkeit sorgten. Zudem könne das Pestizid das Insektensterben noch weiter anheizen, indem es flächendeckend Unkraut, das als Futter für Insekten dient, vernichte.

Nationalrätin Maya Graf (Grüne) findet den Bericht ebenfalls «grob verharmlosend» und ergänzt: «Es ist bisher kaum untersucht, welche Auswirkungen Glyphosat in Verbindung mit anderen Stoffen als Pestizid-Cocktail auf Mensch und Umwelt hat.» Es sei deshalb problematisch, allein aufgrund einer Untersuchung zu Glyphosat-Rückständen zu folgern, sie seien für den Menschen harmlos. Die Grünen fordern deshalb den schrittweisen Glyphosat-Ausstieg.

«Bauern setzen Glyphosat verantwortungsbewusst ein»

Bestätigt von den Ergebnissen des bundesrätlichen Berichts sehen sich hingegen die Bauern. Sie heben hervor, dass die höchsten Konzentrationen an Glyphosat-Rückständen in importierten Nahrungsmitteln – etwa Hartweizen aus Nordamerika – gefunden worden sind. «Das zeigt, dass Schweizer Bauern Glyphosat verantwortungsbewusst einsetzen», sagt SVP-Nationalrat Markus Hausammann. In der Schweiz ist es verboten, Glyphosat direkt an Pflanzen anzuwenden, wie dies etwa in den USA möglich ist. Erlaubt ist der Einsatz vor der Aussaat oder zur Unkrautvernichtung im Garten.

Auch einen schrittweisen Ausstieg, wie ihn die Grünen fordern, finden die Bauern nicht sinnvoll. «Es ist nicht zielführend, Glyphosat zu verteufeln, es braucht immer eine Abwägung», sagt Hausammann. Glyphosat könne auch dazu beitragen, die Böden zu schonen, da keine Pflüge eingesetzt werden müssten. Dies wiederum führe zu mehr Schutz vor Erosion.

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