Inder lieben den Mann von Pegida Schweiz

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Gekaufte Facebook-Likes?Inder lieben den Mann von Pegida Schweiz

Ignaz Bearth präsentiert sich als Gesicht von Pegida Schweiz. Er brüstet sich mit über 30'000 Facebook-Likes. Erstaunlich: 43 Prozent seiner Fans stammen aus Indien.

lüs
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Der 31-jährige Ignaz Bearth ist Sprecher der Pegida Schweiz. Der Präsident der rechtsorientierten Direktdemokratischen Partei Schweiz (DPS) ist auf Facebook auffällig beliebt: Die Seite Ignaz Bearth (offiziell) hatte am Montagnachmittag über 30'600 Likes. Bearth brüstet sich damit: Er habe die grösste Politiker Facebook-Seite der Schweiz, schreibt er 20 Minuten.

Angesichts der Tatsache, dass die DPS gemäss eigenen Angaben gerade einmal rund hundert Mitglieder hat, ist diese hohe Zahl besonders erstaunlich. Noch erstaunlicher aber ist, woher diese Likes stammen. Nur etwas mehr als 1100 Bearth-Fans sind Schweizer. 43 Prozent kommen aus Indien, wie Vice.com berichtet. Auch in Serbien scheint Bearth über eine grosse Anhängerschaft zu verfügen: Von dort stammen 14,9 Prozent der Likes, und auch in Argentinien scheint Bearth gemäss seinen Facebook-Likes ausgesprochen beliebt zu sein.

Der Verdacht, dass Bearth sich diese Fans gekauft hat, drängt sich auf. Bearth bestreitet dies – jeder seiner Likes sei echt, versichert er am Montagbend per Facebook-Nachricht an 20 Minuten. Die Rückfrage, warum er so viele indische Fans habe, lässt er unbeantwortet.

Politologen geben Schweizer Pegida-Bewegung wenig Chancen

Ob Pegida die SVP konkurrieren kann, von der sie Forderungen übernommen hat, ist für den Politologen Michael Hermann offen. Parteien wie die Schweizer Demokraten oder die Auto-Partei hätten das nicht geschafft. Umgekehrt könnten offene Sympathien der SVP für Pegida die Volkspartei im bürgerlichen Block isolieren.

Politologe Georg Lutz mag Pegida nicht zu wichtig nehmen, bevor klar ist, wie stark sie zu mobilisieren vermag. Ohne Partei oder bekannte Persönlichkeit im Rücken stehe die Bewegung ziemlich alleine da, sagte er. Und die SVP werde sich hüten, mit Pegida gleichgestellt zu werden. Denn sie wolle nicht als rassistisch erscheinen.

Wöchentliche Kundgebungen «unvorstellbar»

In den Augen von Hermann ist «unvorstellbar, dass sich Pegida in der Schweiz mit wöchentlichen Demonstrationen etabliert wie in Dresden». «Durchaus vorstellbar ist aber wegen der Kundgebungen in Dresden und nach den Anschlägen in Paris eine einmalige Aktion.»

Zwei Seiten hat für Hermann die weitgehende Anonymität der Exponenten: Diese verhindere zwar, dass die von unten gewachsene soziale Bewegung von einer Führungsperson geprägt werde. Doch: «Um Einfluss zu bekommen, ist eine Verbindung zur institutionalisierten Politik nötig. Auf die Strasse zu gehen, reicht nicht.»(SDA)

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