PendelnJe höher die Bildung, desto länger der Arbeitsweg
Je höher die Ausbildung und der Lohn sind, desto häufiger wechseln Pendler ihre Stelle. Dafür müssen sie erst noch weiter fahren.
Volle Züge, Stau und Parkplatzsuche: Pendeln ist für viele ein notwendiges Übel. Doch wenn Schweizer ihre Stelle wechseln, dann suchen sie nicht etwa eine neue Arbeit näher am Wohnort. Viel eher wird der durchschnittliche Arbeitsweg nach einem Stellenwechsel noch länger. Das zeigt eine neue Studie der ETH Zürich.
Mehr Zeit im Verkehr verbringen auch Leute, die eine höhere Ausbildung abgeschlossen haben. Für Kay Axhausen, einen der beiden Studienautoren, keine Überraschung: «Eine höhere Ausbildung ermöglicht das Ausführen von spezialisierten Tätigkeiten», sagt er. Für solche gebe es zwar weniger, aber besser bezahlte Stellen. Die wiederum seien räumlich breiter verteilt.
Uni-Abgänger ziehen häufiger um
Mit der Ausbildung und dem Lohn folgen nicht nur lange Arbeitswege, sondern auch häufigere Stellenwechsel. Gut Ausgebildete und besser Verdienende ziehen zudem häufiger um. «Die höhere Spezialisierung und die in der Regel bei diesen Personen höhere Bereitschaft, sich weiterzubilden, führt dazu, dass es länger dauert, bis die beste Kombination von Person und Stelle gefunden ist», sagt Axhausen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Maturand oder Uni-Abgänger seinen Wohnort wechselt, ist gegenüber der Gesamtbevölkerung demnach um 28 Prozent höher. Die Wahrscheinlichkeit, die Stelle zu wechseln, ist um 19 Prozent höher. «Je mehr Lohn jemand erhält, desto höher ist die Bereitschaft, weite Distanzen für das Arbeitspendeln auf sich zu nehmen», sagt Timo Ohnmacht, Verkehrsexperte an der Hochschule Luzern. «Eine Krankenschwester ist kaum bereit, von Bern nach Zürich zu pendeln. Wer in Bern wohnt und bei einer Grossbank in Zürich gutes Geld verdienen kann, tut das eher.»
«Männer arbeiten länger»
Frauen ziehen gemäss der Studie weniger häufig um als Männer. Die Stichprobe der Studie beinhalte ein grosses Altersspektrum, sagt ETH-Forscher Kay Axhausen. In der Vergangenheit seien Frauen schlechter ausgebildet gewesen und deshalb auch weniger häufig umgezogen, etwa, um eine neue Stelle anzunehmen. An diesem Effekt hat sich nichts geändert: «Die Erwerbsbiografien von Männern sind generell länger», sagt Timo Ohnmacht von der Hochschule Luzern. Frauen hingegen legten häufiger Pause ein und übernähmen nach wie vor mehr Erziehungsarbeit.
Für die Studie wurden einerseits aktuelle Untersuchungen aus der Schweiz und dem Ausland ausgewertet und andererseits Daten von knapp 1200 Schweizern aus den Jahren 1985 bis 2004 aus der Grossregion Zürich analysiert. An den grundsätzlichen Mustern habe sich bis heute nichts geändert, sagt Timo Ohnmacht. «Die Entwicklungen im Lebenslauf, die belegt wurden, gelten auch heute.»