Jeder Vierte verzichtet freiwillig auf Sozialhilfe

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Scham?Jeder Vierte verzichtet freiwillig auf Sozialhilfe

Eine Studie zeigt: Besonders auf dem Land beziehen viele Schweizer trotz Anspruch keine Sozialhilfe – aus Angst, sozial geächtet zu werden, sagt ein Experte.

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Längst nicht alle Personen, die Anspruch auf Sozialhilfe haben, beziehen staatliche Unterstützung in Form von Sozialhilfe.
Der Wohnort spielt dabei eine Rolle: In Städten verzichten nur 12 Prozent der Anspruchsberechtigten auf Sozialhilfe. In Agglomerationen liegt diese Quote bei 28 Prozent. In ländlichen Gemeinden verzichtet gar jede zweite Person (50 Prozent) auf Sozialhilfe.
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Längst nicht alle Personen, die Anspruch auf Sozialhilfe haben, beziehen staatliche Unterstützung in Form von Sozialhilfe.

Keystone/Laurent Gillieron

Längst nicht alle Menschen, die Anspruch auf staatliche finanzielle Unterstützung haben, machen davon auch Gebrauch. Eine neue Studie der Berner Fachhochschule (BFH) schätzt, dass jede vierte Person (26,3 Prozent) auf den Bezug von Sozialhilfe verzichtet, obwohl sie Anspruch darauf hätte.

Für die Studie wurden die Steuerdaten des Kantons Bern ausgewertet und mit der Sozialhilfe­statistik verglichen. Dadurch sind viel ­genauere Resultate möglich als bei bisherigen Untersuchungen. «Es darf vermutet werden, dass diese Resultate für die ganze Schweiz gültig sind», sagt Oliver Hümbelin, der die Studie im Rahmen seiner Dissertation verfasst hat.

Auf dem Land ist die Hemmschwelle höher

Ob jemand Sozialhilfe bezieht, hängt auch stark mit dem Wohnort zusammen. In Städten verzichten nur 12 Prozent der Anspruchsberechtigten auf Sozialhilfe. In Agglomerationen liegt diese Quote bei 28 Prozent. In ländlichen Gemeinden verzichtet gar jede zweite Person (50 Prozent) auf Sozialhilfe. Der Grund dafür: Menschen auf dem Land nähmen einen deutlich stärkeren sozialen Druck wahr. «Wer befürchtet, sozial geächtet und isoliert zu werden, verzichtet eher auf Sozialhilfe», sagt Hümbelin.

Verzichten Sie auf Sozialhilfe, obwohl Sie Anspruch darauf hätten? Erzählen Sie uns Ihre Geschichte und schildern Sie Ihre Beweggründe.

Übernommen von «Tages-Anzeiger», bearbeitet von 20 Minuten.

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