Jetzt gibts weibliche Haue für männliche Feministen

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GleichberechtigungJetzt gibts weibliche Haue für männliche Feministen

Auch Männer setzen sich an vorderster Front für die weiblichen Rechte ein. Doch dies passt nicht allen Frauen.

B. Zanni
von
B. Zanni
Einmischen in fremde Angelegenheiten, Bevormundung oder schleichende Unterdrückung: Männer, die für die Rechte der Frauen protestieren, sind manchen Frauen auch ein Dorn im Auge.
Am Weltfrauentag waren die Männer engagiert. Mit pinken Pussyhats auf dem Kopf gesellten sich Nationalräte wie Angelo Barrile (SP) und Tim Guldimann (SP) zu strickenden Frauen.
Prominente haben sich schon zu Feministen erklärt: Frauen seien Männern in vielen Situationen weit überlegen, sagte Schauspieler Uwe Ochsenknecht und doppelte nach: «Ich bin ja Feminist!».
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Einmischen in fremde Angelegenheiten, Bevormundung oder schleichende Unterdrückung: Männer, die für die Rechte der Frauen protestieren, sind manchen Frauen auch ein Dorn im Auge.

Screenshot/Twitter

Auffallend viele Männer kämpften am Women's March in Zürich für die Gleichberechtigung der Frau. Auch am Weltfrauentag waren die Männer engagiert. Mit pinken Pussyhats auf dem Kopf gesellten sich Politiker zu strickenden Frauen. Prominente haben sich schon zu Feministen erklärt: Frauen seien Männern in vielen Situationen weit überlegen, sagte Schauspieler Uwe Ochsenknecht und doppelte nach: «Ich bin ja Feminist!» Auch in Emma Watsons Kampagne «HeForShe» kämpfen Männer für weibliche Gleichberechtigung.

Das kommt bei gewissen Frauen nicht nur gut an. So musste sich ein Demonstrant laut «Aargauer Zeitung» von einer Demonstrantin anhören lassen: «Männer können nicht für uns Frauen sprechen. Das wäre patriarchalisch, gönnerhaft, von oben herab.» Andere Frauen posten in den sozialen Medien GIFS, in dem Frauen Feministen «die Fresse polieren».

«Männer fallen Frauen in Rücken»

Auch Pascal Pajic, Feminist und Geschäftsleitungsmitglied der Juso Schweiz, fällt auf, dass einige Frauen das Engagement als überflüssig erachten. «Als ein Feminist kritisierte, dass sich Feministinnen mit nacktem Oberkörper ablichten, waren Frauen der Meinung, ein Mann habe nicht das Recht, vorzuschreiben, was sie für wichtig hielten.» Andere bemängelten, Männer setzten sich nur ein, um «in» zu sein. «Sie finden, wir hätten uns nicht in weibliche Anliegen einzumischen», sagt Pajic. Er glaube jedoch, dass sich die Geschlechter gegenseitig repräsentieren könnten. Männer dürften Frauen aber nicht bevormunden.

Der Verein Feministische Wissenschaft Schweiz bestätigt, dass das Engagement der Männer am Ziel vorbeischiessen kann, denn Männer träten oft dominanter auf, stellten ihre Sicht häufig als Tatsachen in den Raum und setzten ihre Ansichten als Norm durch. «Ist dies bei Männern der Fall, die sich als Feministen bezeichnen, haben Frauen das Gefühl, ihnen falle jemand aus den eigenen Reihen in den Rücken, was natürlich besonders bitter ist», sagt Geschäftsführerin Mirjam Aggeler.

Männer können nicht alles nachempfinden

Grundsätzlich freuten sich Feministinnen laut Aggeler aber über jede männliche Solidarität. «Dazu gehört, dass sie Frauen unterstützen, ohne sie erneut zu unterdrücken, indem sie ihnen die Definitionsmacht absprechen.»

Auch Fabian Molina, Feminist und ehemaliger Präsident der Juso Schweiz, versteht die Kritik. «Es gibt viel Ungleichheit, die ich als Mann nicht erfahren habe.» Männer könnten nicht nachempfinden, wie es sei, im Dunkeln mit einem unguten Gefühl nach Hause zu laufen oder wegen einer Schwangerschaft den Job zu verlieren. «Darum ist es wichtig, dass sie sich für Gleichstellung einsetzen, aber sich nicht anmassen, für die Frauen zu sprechen.»

«Frauenrechte sind ein Anliegen der Männer»

Für Grünen-Nationalrat Jonas Fricker steht fest: «Feministinnen, die Gleichstellung fordern, ohne die Männer einzubeziehen, sind stehen geblieben.» Die Frauenrechte seien Menschenrechte und daher auch ein Anliegen der Männer. «Schliesslich haben wir Männer bei der sinngebenden Familienarbeit viel schlechtere Karten. Eltern entscheiden oft, dass der besserverdienende Partner mehr arbeitet. Da Frauen immer noch weniger verdienen, ergibt sich eine doppelte Diskriminierung.»

Markus Theunert, Generalsekretär des Dachverbands Männer.ch, ruft die Männer dazu auf, sich selber von überholten Rollenvorstellungen zu emanzipieren. «Macht eure eigenen Hausaufgaben, statt den Frauen bei ihrer Emanzipation‹helfen› zu wollen.» Dies würde nur den alten Chauvinismus zementieren.

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