«Sun»-BerichtJunge SVP erklärt Briten den EU-Austritt
Die Schweiz könne den Briten bei einem möglichen EU-Austritt als Vorbild dienen, schreibt die «Sun». Der Präsident der Jungen SVP kommt im Artikel prominent zu Wort.

«The Sun», ihres Zeichens auflagenstärkste Tageszeitung Grossbritanniens, ruft einen neuen Staat aus: «Willkommen in Britzerland», knallte heute Morgen acht Millionen Lesern der Boulevardzeitung eine Schlagzeile entgegen. Sie prangt über einer Fotomontage, die das Wahrzeichen Londons, den Big Ben, inmitten der Schweizer Alpen zeigt. Aus der saftigen grünen Wiese darunter ragt ein typisch britischer roter Briefkasten.
«Die Schweizer zeigen, welchen Weg wir gehen können, falls wir aus der EU austreten», heisst es in der Überschrift. Der Artikel kommt zu einer Zeit, in der auch Grossbritannien über die Möglichkeit von Zuwanderungsbeschränkungen diskutiert. Die anderen EU-Staaten, allen voran Deutschland und seine Bundeskanzlerin Angela Merkel, machten ihre Position klar: Dass ein EU-Mitglied die Personenfreizügigkeit opfere, komme nicht in Frage. Bevor das passiere, müsse das Land aus der EU austreten.
JSVP-Präsident erklärt Briten die Schweiz
Die Schweiz zeige, dass dieser Weg gangbar sei, ist die Hauptaussage des Artikels. Gerade dadurch, dass die Schweiz die bilateralen Verträge nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative neu verhandeln muss, diene sie als Vorbild für Grossbritannien. Prominent zu Wort kommt im Bericht Anian Liebrand, Präsident der Jungen SVP. «Die Schweiz ist ein Testfall. Deshalb ist die EU jetzt so streng mit uns», wird er zitiert. Wenn die Schweiz ihre Zuwanderung eigenständig steuern dürfe, würden Grossbritannien und andere Länder mit Sicherheit folgen.
Auf Anfrage von 20 Minuten zeigt sich Liebrand stolz darüber, von den britischen Journalisten interviewt worden zu sein: «Der Artikel ist super geworden. Ich konnte aufzeigen, wie die Schweiz für andere europäische Länder als Beispiel vorangehen kann.» Warum die Journalisten der «Sun» für ihre Reportage ausgerechnet auf ihn – und nicht etwa auf jemanden der Mutterpartei – zugekommen sind, weiss Liebrand nicht. Vermutlich hätten sie jemand Junges gewollt.
«Grosse Faszination»
«Beim Gespräch mit den Journalisten habe ich rausgespürt, dass in Grossbritannien eine grosse Faszination da ist für die Schweiz und ihre direkte Demokratie», so Liebrand. Schliesslich könne ein Schweizer Bürger jedes Jahr so oft abstimmen und wählen, wie ein Brite in seinem ganzen Leben. «Ich glaube, nach diesem Artikel werden die Sympathien für die Schweiz im Ausland noch wachsen.»
Tatsächlich überwiegen im Artikel Stimmen, die die Zuwanderungsbeschränkung der Schweiz begrüssen. Ein Ladenbesitzer sagt: «Ich bin für Quoten. Die Leute sollen herkommen dürfen, aber wir dürfen unsere Türen nicht offen lassen.» Auch ein 16-jähriger Sohn von portugiesischen Immigranten bekräftigt, es kämen zu viele Ausländer in die Schweiz, die nicht arbeiten wollten. Viele, mit denen die «Sun» in Zürich gesprochen habe, würden ein «Britzerland» begrüssen, heisst es.
Als Gegenstimmen dürfen sich eine Mitarbeiterin des Roten Kreuzes und ein Vertreter der Neuen Europäischen Bewegung Schweiz äussern. Sie betonen, der Schweizer Arbeitsmarkt sei auf Zuwanderung angewiesen. Zudem gebe es im Volk immer noch eine grosse Mehrheit, die hinter den bilateralen Beziehungen stehe. Auch, dass die Kontroverse um die Zuwanderung in den Augen gewisser Menschen Rassismus schürt, wird erwähnt. Ein in Zürich tätiger nigerianischer Taxifahrer klagt: «Manchmal wollen weisse Schweizer nicht in mein Auto einsteigen.»

Die Junge SVP und die Ukip
Anian Liebrand (rechts) bei einem Treffen mit dem Chef der britischen Unabhängigkeitspartei Ukip, Nigel Farage (links). Farage ist ein erbitterter EU-Gegner und führt die Schweiz immer wieder als Vorbild an. Die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative am 9. Februar bezeichnete er als «wundervolle Nachricht». (jbu/Bild: ZVG)