EuroskepsisJunge und Welsche haben keinen Bock mehr auf EU
Junge verlieren die Lust an der Öffnung der Schweiz. Das berichtet die «NZZ am Sonntag». Und: Erstmals sind die Welschen europakritischer als die Deutschschweizer.

Poliotologe Claude Longchamp führte laut «NZZ am Sonntag» die grösste Umfrage seit der Abstimmung über die Zuwanderungsinitiative im Februar 2014 durch.
Je jünger ein Stimmberechtigter ist, desto weniger Vorteile sieht er demnach in den Bilateralen. Nur gerade 8 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sehen in den Verträgen nur Vorteile. Bei den über 70-Jährigen ist dieser Anteil mit 19 Prozent mehr als doppelt so gross. Das berichtet die «NZZ am Sonntag». Sie stützt sich dabei auf eine Studie des Politologe Claude Longchamp.
Für Longchamp liegen die Gründe für die Euroskepsis der Jungen auf der Hand: Berufseinsteiger spürten den Druck durch die Zuwanderung stärker als Ältere, beruflich Etablierte oder gar Pensionierte. Lohndruck gehört generell zu den am stärksten empfundenen Nachteilen der bilateralen Verträge. 63 Prozent der 2500 Befragten nannten diesen Punkt.
55 Prozent noch immer für bilateralen Weg
Erstmals sind zudem laut der Umfrage die Westschweizer europakritischer als die Deutschschweizer: Nur noch 48 Prozent der Welschen glauben, die Bilateralen brächten nur oder eher Vorteile.
Insgesamt freilich stehen die Stimmberechtigten zum bilateralen Weg. 55 Prozent sehen darin nur oder eher Vorteile. Müssten sie sich zwischen der wortgetreuen Umsetzung der Einwanderungsinitiative der SVP und der Bewahrung der bilateralen Verträge entscheiden, so zögen sie den Status quo klar vor.
Schutzklausel wäre mehrheitsfähig
Deutlich ist deshalb auch das Votum der Befragten zur Frage, was die Zukunft betrifft: Weder eine Kündigung der Verträge noch eine erneute Abstimmung über die SVP-Initiative kommt für sie infrage. Eine Schutzklausel, wie sie vom ehemaligen Staatssekretär Michael Ambühl vorgeschlagen worden ist, wäre dagegen mehrheitsfähig.
Die von der NZZ am Sonntag publizierte Studie wurde von Politologe Longchamp im Auftrag des Branchenverbandes Interpharma durchgeführt. Es sei «die grösste Umfrage seit der Abstimmung über die Zuwanderungsinitiative» im Februar 2014, so die Zeitung.