Kebab-Unternehmer spionierte für die Türkei

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In Uni Zürich fotografiertKebab-Unternehmer spionierte für die Türkei

Bei einem Anlass in der Uni Zürich zur Würdigung eines regimekritischen türkischen Journalisten wurden Teilnehmer fotografiert. Jetzt ist bekannt, wer die Bilder machte.

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Identität enthüllt: Dieser Mann hat in der Uni Zürich für die Türkei spioniert.

Identität enthüllt: Dieser Mann hat in der Uni Zürich für die Türkei spioniert.

Can Dündar, Chefredaktor der Zeitung «Cumhuriyet» und Kritiker der Erdogan-Regierung, wurde im letzten Dezember bei einem Anlass an der Universität Zürich gewürdigt. Während der Veranstaltung in der Uni-Aula wurden die Teilnehmer systematisch fotografiert. Die Bilder wurden vermutlich gemacht, um sie den türkischen Behörden weiterzuleiten, damit sie Personen identifizieren können, die der türkischen Regierung kritisch gegenüberstehen.

Dieser und weitere ähnliche Vorfälle lösten ein Verfahren der Bundesanwaltschaft aus. Sie geht dem Verdacht nach, in der Schweiz werde verbotener Nachrichtendienst für die Türkei betrieben.

Mutmasslicher Spion handelt mit Halal-Fleisch

Wie die «SonntagsZeitung» berichtet, handelt es sich bei dem Fotografen um S., den Präsidenten des Schweizer Ablegers der Union der Europäisch-Türkischen Demokraten (UETD). Die UETD wurde laut der Zeitung ursprünglich gegründet, um den Integrationsprozess der Türkei in die EU zu fördern. Mittlerweile steht der Verein unter Einfluss der Erdogan-Partei AKP.

Beruflich verdient S. sein Geld in der Schweiz mit Kebab: 2003 eröffnete er einen Kebabladen in Olten, heute betreibt er einen Halal-Schlachthof, der in der ganzen Schweiz das Fleisch von Tieren ausliefert, die im Einklang mit den Vorgaben der muslimischen Religion geschlachtet wurden.

S. schweigt zu Vorwürfen

S. sicherte der «SonntagsZeitung» anfangs zu, er wolle zu den Vorwürfen, er habe Zuhörer an der Uni Zürich fotografiert, Stellung nehmen – machte dann aber einen Rückzieher. Stattdessen meldete sich der in der Schweiz wohnhafte regierungsfreundliche Journalist Mehmet Cek zu Wort. Er gab an, S. habe sich nicht für die Teilnehmer interessiert, sondern den Anlass an der Uni Zürich lediglich für die türkischen Medien dokumentieren wollen.

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