Magic Mushrooms erobern Schweizer Gärten

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HerbstüberraschungMagic Mushrooms erobern Schweizer Gärten

Holzschnitzel im Vorgarten sind in Mode, weil sie Unkraut vorbeugen sollen. Sie sind aber auch der ideale Nährboden für psilocybinhaltige Pilze - also Drogenpilze.

Isabel Strassheim
von
Isabel Strassheim
Psychopilze fühlen sich in der Schweiz wohl.

Psychopilze fühlen sich in der Schweiz wohl.

Die Pilzsaison steht vor der Tür - buchstäblich, in den privaten Gärten. Denn wo zwischen Rosen- oder Lavendelstauden die Erde sorgfältig mit Holzschnitzeln bestreut wurde, damit kein Unkraut wachsen kann, dort spriesst nun vielerorts etwas Besonderes: Neue Pilzarten machen sich im heimischen Umschwung breit. Und die haben es in sich.

«Auf Holzschnitzeln gedeiht ein besonderes Set an Pilzen, die es sonst so in der Schweiz nicht gegeben hat», sagt die Pilzforscherin Beatrice Senn vom Swiss Federal Research Insitute in Birmensdorf zu 20 Minuten. Zu den neuen Garten-Kulturen zählen viele fremdländische Pilze wie der Orangerote Träuschling und der Holzmulch-Träuschling. Auch einige psilocybinhaltige Arten sind darunter, etwa der blaufärbende Kahlkopf. Bislang gab es Kahlkope-Pilze in der Schweiz - abgesehen von Indoor-Kulturen - nur auf Magerweiden in den Bergen und im Jura. Nun wachsen sie direkt vor den heimischen Wohnzimmern.

Halluzinogene Zauberpilze

Pilze, die Psilocybin enthalten, sind seit 1955 als Magic Mushrooms oder Zauberpilze bekannt und wurden traditionell für schamanische, bewusstseinserweiternde Rituale verwendet. In der Schweiz wie auch in anderen westlichen Ländern fällt Psilocybin unter das Betäubungsmittelgesetz. Verboten ist der Handel, die Lagerung, die Aufzucht oder der Besitz, wie Swissmedic auf Anfrage mitteilt. Denn mit halluzinogenen Substanzen können Risiken verbunden sein.

Doch nun drängen sich die Psychopilze einfach auf. Der nasse Sommer in diesem Jahr begünstigt den natürlichen Pilzwuchs. Im Unterschied zu den Magerwiesen-Pilzen dauert die Holzschnitzel-Saison deutlich länger. Die braunkappigen Psycho-Pilze sind also nicht nur in die Wohngebiete eingerückt, sondern dort auch über Wochen verfügbar. Für einige Interessierte gelten sie als günstigere und nun einfach erhältliche Alternative zu LSD.

In den Drogenberatungs-Stellen ist jedoch keine Zauberpilz-Welle spürbar. Aus zwei Gründen: Zum einen wissen die meisten Gartenbesitzer gar nichts von der besonderen Zucht vor ihrer Haustür. Zum anderen wird die Substanz, obwohl nicht ungefährlich, von den Konsumenten in der Regel bewusst und mit den entsprechenden Vorsichtsmassnahmen konsumiert, wie Oliver Bolliger von der Suchthilfe Basel auf Anfrage sagt.

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