LausanneMob von Jugendlichen zwingt Polizist zur Flucht
Junge Männer zwingen einen Polizisten zur Flucht und filmen dies. Die Behörden geben einem französischen Rapper die Schuld.
Hier flieht ein Motorrad-Polizist vor Lausanner Jugendlichen. «Er flieht!», ruft ein Mann im Hintergrund.
Es ist eine Szene wie in einer französischen Vorstadt. Eine Gruppe Jugendlicher rennt auf einen Polizisten auf dem Motorrad zu. Der Mann muss umdrehen und davonfahren. Währenddessen wird er von einem Jugendlichen beleidigt. Das alles geschieht am helllichten Tag im Lausanner Stadtteil Praz-Séchaud.
Die Polizei bestätigt den Vorfall. «Ein Kollege wurde während einer Patrouille am Nachmittag des 30. Juni in Praz-Séchaud angepöbelt», sagt Raphaël Pomey von der Stadtpolizei Lausanne. Angesichts der grossen Menschenmenge sei er davongefahren, bevor er Verstärkung angefordert habe. Später seien die Jugendlichen bereits nicht mehr vor Ort gewesen.
Gangsta-Rapper in der Westschweiz
Es gebe aber keine No-go-Zonen in Lausanne, heisst es bei der Polizei. Sie sei in diesem Stadtteil genau gleich präsent wie anderswo auch. Den Vorfall führt die Polizei auf die Präsenz des französischen Rappers Kalash Criminel zurück. Dieser war zum Zeitpunkt des Vorfalls vor Ort und soll die Jugendlichen angestachelt haben. Der Musiker aus einer Pariser Banlieue trage ständig eine Sturmmaske und falle durch gewalttätige Texte auf.
«Er ist auch bei den Jugendlichen hier sehr beliebt», sagt eine Mutter aus Praz-Séchaud, die den Vorfall mitverfolgt hat. Das Problem sei, dass während den Ferien viele Personen aus der Region Paris oder Lyon manchmal Familienmitglieder in der Westschweiz besuchten. Dabei würden sie auch ihre Vorstellung der Gesellschaft und ihre Sprache mitbringen. «Sie sind ein schlechter Einfluss hier», sagt die Frau.
Soziale Massnahmen
Der Verantwortliche für die Jugend und die Quartiere von Lausanne, der Stadtrat David Payot, spricht von «sporadisch auftretenden Feindseligkeiten gegen uniformierte Personen, die Recht und Ordnung repräsentieren.» Dieses System könne von benachteiligten Personen als unfair angesehen werden. Der Politiker der linken Partei POP sagt, in Praz-Séchaud seien viele Massnahmen getroffen worden – unter anderem die Präsenz von Sozialarbeitern, Wiedereingliederungshilfe, soziale Vielfalt und die gute Zugänglichkeit zum öffentlichen Verkehr. Auch gebe es speziell ausgebildete Polizisten.