Mörgeli und Blocher nutzen falsche Zahlen

Aktualisiert

Gegen AsylbewerberMörgeli und Blocher nutzen falsche Zahlen

50 Prozent der Asylbewerber seien kriminell, behauptete Christoph Mörgeli in einer Kolumne. Jetzt ist klar: Der SVP-Nationalrat hatte die falsche Zahl abgeschrieben.

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Die SVP macht mit falschen Zahlen gegen Ausländer Stimmung: In einer Kolumne in der «Weltwoche» behauptete Nationalrat Christoph Mörgeli Mitte März, dass «jeder zweite Asylsuchende kriminell» sei. Mörgeli belegte seine Behauptung mit Zahlen. Damit konnte auch alt-Bundesrat Christoph Blocher bei «Teleblocher» nachdoppeln: «50 Prozent aller Asylsuchenden sind kriminell. Gewusst haben wir das schon lange, aber es wird nicht gesagt.»

Nur: Diese Zahlen sind falsch. Christoph Mörgeli hatte in einem Referat des Strafrechtsprofessors Christian Schwarzenegger von der Universität Zürich die falschen Zahlen mitgeschrieben, wie der Professor und dessen Assistent, David Studer, in einem Gastkommentar der «Neuen Zürcher Zeitung» kürzlich schrieben. Mörgeli soll auf der Basis dieser Untersuchung falsch gerechnet haben. So ging der Nationalrat in seiner Kolumne davon aus, dass etwa 70 Prozent der Delikte gegen Leib und Leben bei 18- bis 29-jährigen Männern von Asylbewerbern begangen worden seien. Bei den Drogendelikten seien es etwa 85, bei Gewalt etwa 70 und bei Vermögensdelikten 80 Prozent. Ausserdem sollen von den 36'116 Asylanten im Jahr 2010 17'251 strafrechtlich verurteilt worden sein. Mörgelis Schlussfolgerung: «Die Ausländerkriminalität ist haarsträubend.»

Schwarzenegger und Studer stellten in dem Kommentar klar: «Christoph Mörgeli hat die falsche Zahl abgeschrieben: Bei den 17'251 handelt es sich um die Verurteilungen von Ausländern ohne Wohnsitz in der Schweiz.» Richtig sei vielmehr, dass von diesen 36'116 Asylbewerbern in jenem Jahr 3167 strafrechtlich verurteilt wurden – also weniger als neun Prozent und damit fünfmal weniger, als Mörgeli behauptet hatte.

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