Tendenziös & falsch?Mörgeli will «linkes» Fernsehen einklagen
Doktortitel verschenkt: Die Vorwürfe der «Rundschau» an Medizinhistoriker Christoph Mörgeli sind schwerwiegend. Doch dieser schlägt nun zurück. Ein Denunziant muss zudem um seinen Doktortitel fürchten.

Der angeschossene Medizinhistoriker und SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli geht in die Gegenoffensive.
Christoph Mörgeli reagierte als Studiogast in der Sendung «Rundschau» sichtlich enerviert auf die Vorwürfe, er habe als Dozent für Medizingeschichte Doktortitel verschenkt. Dass er dem Staatsfernsehen unterstellte, links unterwandert zu sein, genügt dem SVP-Nationalrat als Gegenmassnahme nicht: Die Gerichte sollen sich über den Fall beugen. «Es steht fest, dass ich gegen das Schweizer Fernsehen rechtliche Schritte einleiten werde», sagt Mörgeli der «NZZ am Sonntag».
Laut Mörgeli war der Bericht tendenziös und in vielen Bereichen schlicht falsch. Er werde zudem von der Staatsanwaltschaft verlangen, dass sie gegen eine Amtsgeheimnisverletzung im Zusammenhang mit der Sendung vorgehe, fügt Mörgeli an. In der Sendung war ein Gutachten zu einer Dissertation gezeigt worden. Diese Papiere sind laut Mörgeli amtsgeheim.
Andere Doktorväter überprüfen
Damit nicht genug: Der Zürcher SVP-Kantonalpräsident Alfred Heer sagt in der «NZZ am Sonntag», seine Fraktion werde im Kantonsrat verlangen, die von der Universität Zürich angekündigte Untersuchung von Dissertationen auch auf andere Doktorväter auszudehnen. Sollte es an der Medizinischen Fakultät ein Qualitätsproblem geben, so könne man das nicht nur bei Mörgeli untersuchen, betont dessen Parteikollege.
In der «Schweiz am Sonntag» meldet sich FDP-Ständerat Felix Gutzwiller zu Wort, seines Zeichens Professor und Direktor des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin an der Uni Zürich. Er betont, wegen des langjährigen Studiums eines Mediziners seien die Anforderungen an eine Dissertation tatsächlich geringer. Die vorgegebenen Standards müssten jedoch eingehalten und es müsse wissenschaftlich gearbeitet werden.
Mörgeli rächt sich am Denunzianten
Sicher nicht eingehalten hat diese Standards ein von Mörgeli betreuter Doktorand: Er gab in der «Rundschau» zu, dass er einen altdeutschen medizinhistorischen Text nicht selbst übersetzt habe. Weil er die Schrift nicht entziffern konnte, bezahlte er einen Übersetzer. Die «Rundschau»-Journalisten kritisierten, Mörgeli hätte diesen Betrug merken müssen. Diesen Vorwurf wies der Zürcher zurück – und nimmt nun den Denunzianten aufs Korn, wie der «Sonntagsblick» berichtet.
«Aufgrund seiner Aussagen und der im TV präsentierten Arbeit weiss ich jetzt sicher, um wen es sich handelt», so Mörgeli. Und: «Er soll sich jetzt outen, sonst muss ich es tun.» Der Doktorand, der aus dem Grossraum Zürich stammt, habe «eine Erklärung unterschrieben», dass er seine Doktorarbeit eigenhändig verfasst habe. «Hat er das nicht, muss das Konsequenzen haben. Ich werde dafür sorgen, dass ihm der Titel aberkannt wird», erklärt Mörgeli.