Angst vor KrawallPolizei stört sich an späteren Anspielzeiten
Die Spiele der Schweizer Fussballliga sollen samstags neu erst um 19.45 Uhr angepfiffen werden. Die kantonalen Polizeien haben Angst vor Ausschreitungen - und wollen die Anspielzeiten verhindern.

Sion-Fans im St.-Jakob-Park: Die Polizei ist gegen Samstagsspiele des FCB ab 19.45 Uhr.
Die Swiss Football League (SFL) hat beschlossen, dass ab der neuen Saison am Samstag die Spiele erst um 19.45 Uhr statt wie bisher um 17.45 Uhr beginnen. Das sorgt für rote Köpfe bei den Schweizer Polizeikorps.
In Basel will man die späteren Anspielzeiten gar verhindern. So findet Klaus Mannhart, Sprecher der Basler Kantonalpolizei: «Finden die Spiele später statt, kann die polizeiliche Grundversorgung in der Stadt nicht mehr gewährleistet werden┌ und «Wir werden keinen Anpfiff nach 18 Uhr bewilligen». Einen entsprechenden Brief hat der Basler Polizeikommandant Gerhard Lips am Montag der Swiss Football League zugestellt. Zudem sei man irritiert, dass die SFL die Polizei im Vorfeld nicht informiert habe.
Auch in Zürich stört man sich an den Anspielzeiten. Die kurzfristige Ansetzung bereite «grosse Schwierigkeiten bei der Einsatzplanung», wie Mario Cortesi, Sprecher der Zürcher Stadtpolizei, im «Tages-Anzeiger» sagte.
Angst vor Aufeinandertreffen von Fussballfans und Nachtschwärmern
«Die neuen Anspielzeiten bergen Konfliktpotenzial», sagt Beat Hensler, Kommandant der Luzerner Polizei. Hensler schliesst nicht aus, dass einige Fans dann noch alkoholisierter ins Stadion kommen, weil sie vorher länger Zeit hätten, um zu trinken. Vor allem eines aber missfällt ihm: «Bisher kamen die Fans gegen 20 Uhr zurück zum Bahnhof. Jetzt kommen sie nach 22 Uhr – genau dann, wenn auch das Nachtleben startet.» Dann habe es am Bahnhof mehr Leute – «und es werden nicht alle immer friedlich sein. So steigt das Konfliktrisiko. Das wäre nicht nötig.»
Die spätere Anspielzeit bereitet auch der Berner Polizei Schwierigkeiten: «Zu dieser Zeit müssen wir mit gesteigerter Festlaune rechnen», so Sprecher Michael Fichter. Doch man befürchtet nicht nur Saufgelage – die Neuerung würde auch die Einsatzplanung erschweren. Fichter: «Wenn unsere Leute bis spätabends arbeiten müssen, sind sie am nächsten Morgen nicht oder nur teilweise verfügbar.»
Auf mehr Gästefans und mehr Arbeit rund um Fussballspiele richtet sich auch die St. Galler Stadtpolizei ein: In der neuen Saison trägt nebst dem FCSG auch der FC Wil seine Heimspiele in der AFG-Arena aus. Gelassener gibt man sich noch wegen der späteren Anspielzeiten: «Mit Spielen am Samstagabend haben wir bereits Erfahrung», sagt Benjamin Lütolf, Sprecher der Stapo.
Liga will Sorgen ernst nehmen
Zum Brief aus Basel nimmt die Liga Stellung: «Wir werden den Brief nun analysieren und das Gespräch mit dem Polizeikommandanten suchen. Die ersten neun Runden wurden vor fast zwei Wochen definitiv angesetzt», erklärt SFL-CEO Claudius Schäfer. Mit sehr wenigen Ausnahmen habe es keine negativen Rückmeldungen gegeben.
Laut «Tages-Anzeiger» begründet die Swiss Football League die späteren Abendspiele mit dem steigenden Druck von Einkaufszentren. Zum einen bräuchten diese die Parkplätze bis Ladenschluss. Zum anderen würden die Spiele vor allem aus Sicherheitsgründen später angesetzt: «Fünf Stadien in der Schweiz haben ein Einkaufszentrum. Wir können die Spiele darum nicht mehr vor oder kurz nach Ladenschluss anpfeifen.» (20 Minuten)