LeistungsabbauPost schneidet 100 Orte von Bargeld-Diensten ab
Die Post betreibt immer weniger Filialen mit Bargeld-Dienstleistungen. Nun reagiert der Bund und fragt die Bürger nach ihrer Meinung.
Jeder Schweizer soll Zugang zu einem eigenen Konto haben und Einzahlungen tätigen können. Für die Erfüllung dieses Auftrags ist die Post zuständig. Doch für Bargeld-Liebhaber wird es eng.
Im letzten Jahr wurden 99 Poststellen, in denen Bar-Zahlungsverkehr angeboten wurde, durch Filialen ohne solche Dienste ersetzt. Das zeigt ein neuer Bericht des Bundesamts für Kommunikation (Bakom). Zu den Bargeld-Diensten gehören Einzahlungen auf das eigene Konto oder die Bezahlung von Rechnungen am Schalter.
Zufriedenheit nimmt ab
Post-Sprecher Oliver Flüeler betont auf Anfrage von 20 Minuten, in den betroffenen, in Agenturen umgewandelte Filialen, könne problemlos mit Karte bezahlt werden. Es sei wegen des Geldwäschereigesetzes nicht möglich, dort die Bargeld-Dienstleistungen anzubieten.
Zudem seien Sicherungsanlagen und Tresore enorm teuer und für Agenturen etwa in Dorfläden oder Bäckereien deshalb nicht geeignet. Gemäss Flüeler nimmt die Beliebtheit von Bargeld im Zahlungsverkehr Jahr für Jahr ab.
Ersatzlose Streichung in 13 Orten
Zusätzlich zu den 99 Umwandlungen hat die Post letztes Jahr in 13 Filialen den Zahlungsverkehr ersatzlos gestrichen. Damit erfüllt sie ihren Auftrag zwar immer noch, schreibt das Bakom.
Die Werte zeigen aber nach unten: Im Vergleich zum letzten Jahr haben mit 96,8 Prozent ein kleinerer Anteil der Bevölkerung innerhalb einer halben Stunde Zugang zum Zahlungsverkehr.
«Post übererfüllt ihren Auftrag»
Post-Sprecher Flüeler sagt, die Post «übererfülle» gemäss Bakom ihren Auftrag. Der gemessene Wert von 96,8 Prozent sei weit über der Bundesvorgabe von 90 Prozent. Ab September würden zudem Bargeld-Einzahlungen in Dörfern mit Agentur via Pöstler an der Haustüre eingeführt.
Die Zufriedenheit der Privatkunden mit der Post nahm im letzten Jahr trotzdem ab. Nun will es der Bund genau wissen. In den nächsten Monaten startet er eine repräsentative Umfrage. Die Beamten wollen wissen, welche «Bedürfnisse und Präferenzen» die Bevölkerung hat, wenn es um die Post und ihre Geld-Leistungen geht.
Marode Filialen werden geschlossen
In seinem Papier bescheinigt das Bakom als Aufsichtsbehörde der Post zwar, dass sie ihren Pflichten im Bereich des Zahlungsverkehrs im Rahmen der Vorgaben nachkomme.
Doch gleichzeitig stellen die Beamten fest, dass die Post ihr Netz «angepasst» habe. Das sei auf die negative Nachfrageentwicklung, aber auch den Zustand der vorhandenen Räumlichkeiten zurückzuführen.
Nur wenig Bargeld in Agenturen
Die Zahl der Agenturen ist hingegen erhöht worden. Dort sind Bargeld-Bezüge abhängig davon, wie viel Geld sie gerade vor Ort haben. Zu den Agenturen gehören Post-Dienstleistungen in Dorfläden oder Apotheken.
Die Post hat bereits angekündigt, die Zahl der Agenturen weiter erhöhen zu wollen. Im Gegenzug sollen bis zu 600 klassische Poststellen verschwinden. Von diesen Plänen sind bis zu 1200 Mitarbeiter betroffen. Die Gewerkschaft Syndicom ruft deshalb in betroffenen Gemeinden zum Widerstand gegen die Post-Pläne auf.