Radikaler Priester Reto Nay fristlos entlassen

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Die Kirchgemeinde hat gehandelt: Der umstrittene Sedruner Priester Reto Nay wurde fristlos entlassen. Nay ist einer der Mitbegründer der ultrakatholischen Plattform gloria.tv.

Deborah Sutter
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Deborah Sutter

Nun hat die Kirchgemeinde gehandelt: Am Mittwochabend hat sich der Vorstand der katholischen Kirchgemeinde von Tujetsch getroffen, um über das Engagement von Pfarrer Reto Nay für den umstrittenen Internet-TV-Sender gloria.tv zu diskutieren. Wie mehrere Quellen gegenüber der «Südostschweiz» bestätigen, ist Nay daraufhin vom Vorstand fristlos entlassen worden. Er habe «den Bogen überspannt», sagte der Tujetscher Kirchgemeindepräsident Leci Brugger gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Der Vorstand der Kirchgemeinde beschloss am Mittwochabend die Entlassung des Priesters, der seit sechseinhalb Jahren im Tujetscher Hauptort Sedrun arbeitet. Nay war an der Sitzung des Kirchgemeindevorstandes anwesend und wurde angehört. Der Priester habe den Beschluss des Vorstandes über die Entlassung «höflich entgegengenommen» und Verständnis gezeigt, sagte Brugger. Die Kirchgemeinde Tujetsch ist in Kontakt mit der Bistumsleitung in Chur und bemüht, die Entlassung rechtlich korrekt abzuwickeln. Danach soll der Priester vom Amt freigestellt werden. Bei Bistum Chur kümmert man sich bereits um den Fall: «Der Bischof Vitus Huonder wird Reto Nay auffordern, innert Kürze zu demissionieren. Tut Nay dies nicht, wird ihm die missio (die kirchliche Beauftragung) entzogen», sagt der Sprecher Giuseppe Gracia.

Hakenkreuze auf Bildern deutscher Bischöfe

Nay wird entlassen, nachdem das Debakel um die mit Hakenkreuzen versehenen Bilder deutscher Bilder auf gloria.tv hohe Wellen geworfen hatte. Zunächst war es die politische Gemeinde, die eine Entlassung forderte: «Wir fordern, dass der Pfarrer Reto Nay entlassen wird, sofern er seine Arbeit bei gloria.tv nicht niederlegt und sich ganz klar davon distanziert – insbesondere von Dingen, die rechtswidrig sind wie etwa die Hakenkreuze», sagte Pancranzi Berther, Gemeindepräsident von Tujetsch. Die politische Gemeinde habe zwar eigentlich nichts mit der Kirchgemeinde zu tun, aber dieser Fall erfordere ein Eingreifen: «Wir wollen kein Nest von Extremisten sein – das wollen wir weder unseren Leuten noch unseren Gästen antun.» Wie Sedrun und die Gemeinde Tujetsch in der Öffentlichkeit dastehe, sei auch ein politisches Anliegen. «Wir sind eine moderne Gemeinde und können nicht hinter solchen Geschichten stehen», so Berther.

Der in Ungnade gefallene Geistliche war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. «Wir haben keine Zeit für Sie, eine Stellungnahme gibt es nicht», hiess es am Dienstag im Pfarrhaus auf Anfrage.

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