Hakenkreuz-VideoRadikaler Priester soll entlassen werden
Der Sedruner Priester Reto Nay, der unter anderem hinter dem extremistischen Portal gloria.tv steckt, soll entlassen werden. Dies fordert die Gemeinde. Sie fürchtet um ihren Ruf.
Nachdem gloria.tv Bilder von deutschen Bischöfen mit Hakenkreuzen versehen hatte, schlägt das Debakel um das erzkatholische Portal im tujetscher Dorf Sedrun hohe Wellen: «Wir fordern, dass der Pfarrer Reto Nay entlassen wird, sofern er seine Arbeit bei gloria.tv nicht niederlegt und sich ganz klar davon distanziert – insbesondere von Dingen, die rechtswidrig sind wie etwa die Hakenkreuze», sagt Pancranzi Berther, Gemeindepräsident von Tujetsch. Die politische Gemeinde habe zwar eigentlich nichts mit der Kirchgemeinde zu tun, aber dieser Fall erfordere ein Eingreifen: «Wir wollen kein Nest von Extremisten sein – das wollen wir weder unseren Leuten noch unseren Gästen antun.» Wie Sedrun und die Gemeinde Tujetsch in der Öffentlichkeit dastehe, sei auch ein politisches Anliegen. «Wir sind eine moderne Gemeinde und können nicht hinter solchen Geschichten stehen», so Berther.
Die Pfarrei Tujetsch hüllt sich derweil in Schweigen. «Wir haben keine Zeit für Sie, eine Stellungnahme gibt es nicht», heisst es im Pfarrhaus auf Anfrage. Ignazi Monn, Vizepräsident der Kirchgemeinde sagte jedoch gegenüber der «Südostschweiz», dass der Kirchgemeinde-Vorstand am Montagabend über die jüngsten Entwicklungen rund um Nay und das Internet-Portal gloria.tv diskutieren werde.
Sedruner sind nicht einverstanden mit Nay
Gegen den Pfarrer regt sich aber nicht nur auf politischer Ebene Widerstand. Auch im Dorf Sedrun ist man alles andere als begeistert von ihm. «Ich gehe nicht mehr so oft in die Kirche, seit er predigt», sagt der Sedruner A.C. (Name der Redaktion bekannt). Und wenn er gehe, dann sicher nicht wegen des Pfarrers. «Der Nay ist viel zu konservativ, das passt uns nicht.» Auch dass die Messen jeweils gefilmt werden und auf gloria.tv gezeigt werden, störe ihn. Eine andere Dorfbewohnerin meint: «Ausserdem weiss man nicht, was da alles im Hintergrung noch passiert – sauber ist er bestimmt nicht.»
Bistum Chur handelt vorerst nicht
Beim Bistum Chur hat man zwar «grosses Verständnis für die Forderung der politischen Gemeinde», kann aber noch nicht handeln: «Erst wenn sich herausstellen sollte, dass Reto Nay entgegen seinen Beteuerungen vollumfänglich für das Hakenkreuz-Video von gloria.tv verantwortlich ist, wird Bischof Huonder ihm die missio canonica (kirchliche Beauftragung), entziehen», sagt der Sprecher Giuseppe Gracia. Die
Kirchgemeinde Sedrun müsste sich dann konsequenterweise von ihm trennen - sie ist jedoch autonom und kann selbst entscheiden, wie sie verfahren will. «Wir wollen jedenfalls nichts mit Gloria.tv zu tun haben, da es jede christliche Nächstenliebe vermissen lässt und eine pseudoreligiös kaschierte Selbstgerechtigkeit an den Tag legt, die nicht dem Evangelium entspricht», so Gracia. Deshalb hat sich Bischof Huonder auch an den Hauptsitz in Moldawien gewandt und
verlangt, dass sämtliche Beiträge, die ihn betreffen, gelöscht werden. Das Thema wird zudem am nächsten Bischofsrat besprochen.