Ab 2021SBB führt für Bern–Zürich 15-Minuten-Takt ein
Ab 2021 sollen in der Schweiz Fernverkehrszüge im Viertelstundentakt fahren. Dass der Sitzplatzmangel dann der Vergangenheit angehört, ist allerdings nicht sicher.

Bereits 2021 sollen die ersten Fernverkehrszüge im Viertelstundentakt fahren.
Die SBB muss ihren Fahrplan überarbeiten. Bis im Jahr 2030 rechnet das Bundesamt für Verkehr (BAV) mit einem deutlichen Anstieg von Reisenden. Auf der Strecke Yverdon–Lausanne und Genf–Lausanne werden dann 58 Prozent mehr Zugpassagiere erwartet. Zwischen Zürich und Winterthur rechnet man mit einem Anstieg von 39 Prozent. Bei den derzeit geplanten Projekten würden 2030 somit mehrere Tausend Sitzplätze pro Werktag fehlen, schreibt die «Schweiz am Sonntag».
Um einen allfälligen Bahnkollaps zu vermeiden, will die SBB deshalb reagieren. Bereits 2021 will sie zwischen Bern und Zürich zu Stosszeiten Züge im Viertelstundentakt einführen. In der heutigen Planung sei diese Massnahme bereits vorgesehen, sagt SBB-Sprecher Christian Ginsig. Ab 2030 sollen dann auch auf den Strecken Bern–Basel, Lausanne–Genf und Zürich–Basel Züge im 15-Minuten-Intervall verkehren, wie aus dem kürzlich veröffentlichten Bericht des BAV zur Entwicklung des Schienenverkehrs hervorgeht.
Zürich–St.Gallen in 54 Minuten
Bedingung für die Umsetzung dieser «S-Bahn Schweiz» sei die Bewilligung von Bundesrat und Parlament für den «Ausbauschritt 2030» in vier Jahren. Würde das Fahrplankonzept gutgeheissen, könnte auch die Reisezeit zwischen Zürich und St.Gallen auf ein Rekordminimum reduziert werden.
Gemäss einer möglichen Umsetzungsvariante würden demnach pro Stunde acht Züge den Zürcher Hauptbahnhof in Richtung Ostschweiz verlassen. Da vier von ihnen nicht mehr über den Flughafen Zürich, sondern direkt nach Winterthur fahren würden, würde sich die Fahrzeit nach St.Gallen von 66 auf 54 Minuten verkürzen. Zusätzlich soll es zwischen Zürich und dem Rheintal eine Direktverbindung geben. Auf der Nord-Süd-Achse sollen die Züge zudem im Halbstundentakt verkehren.
Keine Sitzplatzgarantie
Da 2013 täglich 422'000 Pendler über Zürich reisten, will nun auch der Zürcher Verkehrsbund (ZVV) einen Systemwechsel vornehmen. Laut der «Schweiz am Sonntag» sollen bis 2030 doppelt so viele Sitzplätze zur Verfügung stehen wie 2007. Doch auch diese Fahrplanrevolution hängt von Ausbau-Massnahmen ab, die erst noch bewilligt werden müssen. Einerseits müsste der Bau des Brüttenertunnels umgesetzt werden, andererseits würde am Bahnhof Stadelhofen ein viertes Gleis benötigt. «Wir gehen davon aus, dass der Kanton Zürich diese Elemente in die Planung für den Ausbauschritt 2030 einbringen wird», sagt Andreas Windlinger vom BAV.
Würden diese Hürden gemeistert, verkehrten künftig einstöckige S-Bahnen im Viertelstundentakt im inneren Netz der ZVV. Weiter entfernte Orte wären mit Zürich durch eine doppelstöckige Express-S-Bahn verbunden. Trotzdem: Einen Sitzplatz auf sicher wird es wohl auch in Zukunft nicht geben. «Selbst mit einer doppelt so hohen Kapazität wird die Auslastung auf gewissen Strecken in Stosszeiten sehr hoch bleiben», sagt ZVV-Sprecher Thomas Kellenberger.
Massnahmen wegen Spardruck
Für das laufende Jahr fehlen der SBB 166 Millionen Franken. Aus diesem Grund muss sie jetzt massiv sparen, wie die «Schweiz am Sonntag» schreibt. Zusammen mit dem Bund wird geprüft, ob bereits beschlossene Projekte gestoppt werden können. Ausserdem sollen «unproduktive Stellen» also Jobs in der Verwaltung der SBB reduziert werden. Auslandreisen werden nur noch in absolut dringenden Fällen bewilligt und Kaderanlässe sollen reduziert werden. Damit würde die SBB 12 Millionen Franken einsparen.
In den folgenden Jahren dürften die Kosten jedoch weiter steigen. Darunter müssen Pendler bereits jetzt leiden. Weil die Reparatur von Schienenfehlern oft zu teuer ist, ist die Zahl von Strecken, auf denen die Züge langsam fahren müssen, im Vergleich zum Vorjahr auf das Dreifache gestiegen. Entsprechend gelitten hat darunter die Pünktlichkeit der Züge.