SVP-Nationalrätin verlässt weinend den Saal

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Sexismus-KritikSVP-Nationalrätin verlässt weinend den Saal

Nationalrat Adrian Amstutz hat offenbar seine Kollegin Céline Amaudruz zurechtgewiesen. Sie hatte Übergriffe im Parlament öffentlich gemacht.

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«Mit gewissen Leuten gehe ich nicht mehr in den Lift»: Céline Amaudruz an der Sommersession in Bern. (13. Juni 2016)
Sie ist als erste Parlamentarierin mit ihrem Namen hingestanden und hat Sexismus-Vorwürfe erhoben: Die Genfer SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz.
Der ehemalige SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz (r.) wirft Amaudruz vor, sie habe «anonymisierte öffentliche Beschuldigungen» erhoben, die alle, die sich im Bundeshaus bewegen, unter Generalverdacht stellen.
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«Mit gewissen Leuten gehe ich nicht mehr in den Lift»: Céline Amaudruz an der Sommersession in Bern. (13. Juni 2016)

Ex-Press/Alessandro della Valle

An der Aussprache in der SVP-Fraktion zum Fall Yannick Buttet (CVP/Wallis), der seine Ex-Freundin bedrängt und Ratskolleginnen angebaggert haben soll, kam es laut «Sonntagsblick» zu einem Eklat. Der ehemalige Fraktionschef Adrian Amstutz soll seiner Ratskollegin Céline Amaudruz am letzten Dienstag vorgeworfen haben, sie hätte sich nicht öffentlich zu Angelegenheiten Buttets äussern dürfen. Das schade letztlich der SVP.

Parlamentarierinnen äussern sich zu den Vorwürfen gegen Yannick Buttet. (Video: Tamedia, SDA)

Amaudruz habe entsetzt auf diese Rüge des Berners reagiert und weinend den Saal verlassen. Der Freiburger SVP-Vertreter Jean-François Rime sei ihr zu Hilfe geeilt. Auf Deutsch – damit ihn auch sicher alle verstünden – sagte er laut «Sonntagsblick»: «Wenn sie im Bundeshaus belästigt wird, ist das nicht ihr Fehler, sondern der von jener Person, die aufdringlich wird.» Amaudruz sei eine «hochanständige und geschätzte Kollegin».

Die Genferin hatte gesagt, ein Parlamentarier habe ihr gegenüber eine «unangemessene Bewegung» gemacht. Mit gewissen Leuten wolle sie nicht mehr gemeinsam in einem Lift fahren.

«Anonymisierte öffentliche Beschuldigungen»

Amstutz' Kritik zielte offenbar darauf ab, dass Amaudruz keine Namen genannt hatte. «Es geht nicht, dass mit anonymisierten öffentlichen Beschuldigungen einfach alle, die sich im Bundeshaus bewegen, unter Generalverdacht gestellt werden», sagt er zum «Sonntagsblick». Er habe an der Sitzung auch klar gesagt, dass ein Verhalten, wie es Buttet an den Tag gelegt hatte, nicht tolerierbar sei. Frauen sollten aber Namen nennen, wenn sie Anschuldigungen machten und gleich bei der Polizei eine Anzeige erstatten.

Neben viel Zuspruch musste Amaudruz, die als erste Parlamentarierin mit ihrem Namen hingestanden ist und Sexismus-Vorwürfe erhoben hat, schon zuvor Kritik einstecken. So schrieb Roger Köppel (SVP/Zürich), nun beklage sich eine, die er noch nie ohne kurzen Rock oder hautenge Bluse gesehen habe. Selbst die Präsidentin der FDP-Frauen, Doris Fiala, meinte, es passe schlecht zu einer «Festnudel», dass sie sich angeblich nicht mehr mit einem Mann in den Lift traue.

Amaudruz selber will sich zu dem Fall nicht mehr äussern, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete.

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