SVP steuert auf Rekord-Ergebnis zu

Aktualisiert

20Min-WahlumfrageSVP steuert auf Rekord-Ergebnis zu

Wäre letzte Woche gewählt worden, hätte die SVP die Rekord-Marke von 29 Prozent geknackt. Der SP drohen hingegen Verluste.

J. Büchi
von
J. Büchi

Das Resultat markierte den bisherigen Höhepunkt in der Geschichte der SVP: Bei den Nationalratswahlen 2007 holte die Partei 28,9 Prozent aller Wählerstimmen und liess damit die anderen etablierten Parteien weit hinter sich. Nun könnte die SVP an der Rekordmarke kratzen – oder sogar ein neues Allzeithoch erreichen. Wäre letzte Woche gewählt worden, hätte die Partei gemäss der gewichteten Wahlumfrage von 20 Minuten und Sotomo einen Wähleranteil von 29 Prozent erzielt. Gegenüber den Wahlen 2011, als die Partei einen Rückschlag erlitt, entspräche dies einem Zuwachs von 2,4 Prozentpunkten.

Vor Wochenfrist gelangten die Politologen von gfs.bern zu einem ähnlichen Schluss, wobei sie die Daten für ihr Wahlbarometer noch vor dem Stimmungsumschwung in der Flüchtlingsdebatte erhoben hatten. Als das Bild des toten Flüchtlingsbuben Aylan um die Welt ging und statt einer Abwehrhaltung plötzlich Mitgefühl und Solidarität die öffentliche Debatte dominierten, mutmassten Beobachter, dass das linken Parteien nützen und der zuwanderungskritischen SVP schaden könnte. «Nach der Auswertung unserer Umfrage sehen wir keine Hinweise darauf, dass dies der Fall sein könnte», wendet aber Thomas Milic, Politologe am Forschungsinstitut Sotomo, ein.

SP und Grüne verlieren

Im Gegenteil hätten überdurchschnittlich viele Wähler, die 2011 eine andere Partei gewählt haben und nun zur SVP wechseln wollen, als Grund dafür angegeben, dass sich die «Problemlage geändert» habe – damit dürfte die aktuelle Flüchtlingssituation gemeint sein. Auch wenn sich dies nicht abschliessend feststellen lasse, habe der vielbeschworene Stimmungsumschwung wohl eher in den Medien als in den Köpfen der Leute stattgefunden, so Milic. Grundsätzlich sei die Haltung von Wählern in Ausländerfragen relativ stabil: «Ein Asylhardliner wird nicht plötzlich Welcome-Refugees-Plakate basteln, nur weil er einen Fernsehbericht über die Solidaritätswelle gesehen hat.» Es sei zwar möglich, dass ausländerfreundliche Kräfte durch solche Berichte mobilisiert würden – auch das scheine aktuell aber nicht der Fall zu sein.

Die SP erreicht einen Wähleranteil von 17,6 Prozent (-1,1%), die Grünen liegen aktuell bei 6,9 Prozent (-1,5%). «Es ist möglich, dass es zwischen den beiden Parteien noch Verschiebungen gibt, sodass die SP stabil bleibt und die Grünen noch stärker verlieren oder umgekehrt», so Milic. Insgesamt dürfte das linke Lager aber das Nachsehen haben. Zu den Verlierern gehören – wie schon in den bisherigen Wahlumfragen – auch die Mitteparteien CVP (-1,1%), GLP (-0,3%) und BDP (-0,5%). Bei den beiden letzteren fallen die Verluste allerdings geringer aus als in früheren Befragungen. «Das ganz grosse Wahldebakel scheinen beide Parteien abwenden zu können», sagt Milic.

FDP als Panaschierkönigin

Weiterhin auf Erfolgskurs ist die FDP, die sowohl an den diesjährigen kantonalen Wahlen als auch bei den bisherigen Wahlbefragungen zu den grossen Gewinnerinnen zählte. Sie kommt neu auf einen Wähleranteil von 16,8 Prozent (+1,7%). Zudem ist sie die unbestrittene Panaschierkönigin der Schweizer Parteien: Viele Wähler anderer Parteien gaben an, auch FDP-Exponenten auf die Liste setzen zu wollen. Milic räumt allerdings ein: «Wir können nicht beurteilen, wie sich die Ereignisse rund um den Autounfall von Parteipräsident Philipp Müller auf das Wahlergebnis auswirken werden.»

An der zweiten Runde der 20-Minuten-Wahlumfrage haben sich 15'234 Personen aus der ganzen Schweiz beteiligt. Die Befragung wurde zwischen dem 8. und 9. September auf den Online-Seiten von 20 Minuten in der Deutschschweiz, 20 minutes in der Westschweiz sowie 20 minuti im Tessin durchgeführt.

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