«Sicher gefährlich»Salafisten verteilen Korane in der Schweiz
Die umstrittenen Gratis-Korane deutscher Salafisten werden auch in der Schweiz verteilt. Sogar der IZRS distanziert sich.
Radikalislamische Salafisten des Vereins Die wahre Religion (DWR) sorgen in Deutschland seit Wochen für Unruhe, indem sie offensiv deutschsprachige Koran-Exemplare in Fussgängerzonen verschenken, um Andersgläubige zu bekehren.
300 000 Ausgaben hätten sie deutschen Medien zufolge bereits verteilt. Nun machen auch Muslime in der Schweiz mit: Laut Tink.ch haben acht junge Muslime auf Schweizer Strassen rund tausend Exemplare verteilt, bezogen haben sie die Bücher beim radikalen DWR, wie Mitinitiant Mohamed Ali aus Langenthal erklärt. Die Aktion sei aber persönlich motiviert, es stecke keine Organisation dahinter. Doch selbst der fundamentalistische Islamische Zentralrat (IZRS) hält nichts von solchen Aktionen: «Jemandem einfach ein Buch mit mehreren 100 Seiten in die Hand zu drücken, kann sogar Vorurteile aufbauen», sagt Spre-
cher Qaasim Illi zu Tink.ch und distanziert sich vom Kopf der DWR, Ibrahim Abou-Nagie.
Die Verbindungen der Salafisten in die Schweiz sind auch für die Politologin Elham Manea Grund zur Sorge: «Die Ideologie des DWR hat eine gefährliche politische Dimension. Es würde mich nicht überraschen, wenn in diesen Koran-Übersetzungen radikale Ansichten propagiert werden.» Saïda Keller-Messahli vom Forum für einen fortschrittlichen Islam bezeichnet den DWR-Stil als «aggressiv, intolerant und sicher gefährlich». Hisham Maizar, Präsident der Muslimischen Dachorganisation, wiegelt ab: Die Schweizer Aktivisten seien einfach junge motivierte Muslime – mit Bewilligung.