Schüler-Handys sind voll mit Pornografie

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SextingSchüler-Handys sind voll mit Pornografie

Die Zahl der Anzeigen gegen Jugendliche wegen Sexting nehmen stark zu. Bei Ermittlungen müssen teils halbe Schulklassen ihre Handys abgeben.

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Die Straftaten aufgrund von Sexting haben in der Schweiz stark zugenommen.

Die Straftaten aufgrund von Sexting haben in der Schweiz stark zugenommen.

Wer Sexbilder übers Internet oder Mobiltelefon verbreitet, kann sich strafbar machen, erst recht, wenn Jugendliche unter 16 Jahren involviert sind. Die kantonalen Justizbehörden hatten deshalb im vergangenen Jahr viel zu tun: 54 Verurteilungen wegen Pornografie wurden 2013 im Kanton Bern ausgesprochen – zwischen 2009 und 2012 waren es noch 6 bis 14 pro Jahr gewesen. Doch auch in Schwyz, Luzern und Solothurn haben die Straftaten im Bereich Pornografie zugenommen. «Wir hatten im vergangenen Jahr 60 Anzeigen betreffend Sexting», sagt auch Cornelia Schuoler von der Kantonspolizei Zürich. «Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine beträchtliche Zunahme.»

Im Kanton Aargau hat sich die Anzahl der Straftaten wegen Pornografie mehr als verdoppelt. Ein grosser Teil davon entfällt auf das sogenannte Sexting, erklärt Bernhard Graser von der Kantonspolizei Aargau. Gezielte Massnahmen gegen den neuen Trend fehlen jedoch. «Wir richten unseren Fokus derzeit auf die Bereiche Einbruchdiebstahl, Trick- und Taschendiebstahl, wo ebenfalls grosser Handlungsbedarf besteht», erklärt Graser. «Angesichts begrenzter Mittel müssen wir unsere Präventionsmassnahmen auf diesen Kriminalitätsbereich beschränken.»

Beträchtliche Dunkelziffer

Ermittlungen in Sexting-Fällen lösen bei Beamten immer wieder Kopfschütteln aus, wie Graser sagt. «Manchmal müssen die Handys einer halben Schulklasse eingezogen und ausgewertet werden. Was bei Schülern aus jüngeren Klassen zum Teil für Inhalte auf den Smartphones zu finden sind, ist manchmal schon bedenklich.» Die Rede ist von Bildern und Filmen mit zum Teil extremen pornografischen Inhalten. Und wenn Minderjährige von sich selbst oder von Gleichaltrigen Nacktbilder schiessen, machen sie sich der Kinderpornografie schuldig.

Sexting ist also keineswegs harmlos. Graser hat eine Vermutung, weshalb Jugendliche immer mehr Sexbilder verschicken: «Die starke Zunahme dieses leidigen Phänomens dürfte in gesellschaftlichen Veränderungen zu suchen sein – Stichwort soziale Medien.» Die Jugendlichen hätten Zugang zu entsprechenden Geräten, was die Voraussetzung für den Trend erst schaffe. Und längst nicht jeder Sexting-Fall wird der Polizei gemeldet. «Es gibt sicher eine beträchtliche Dunkelziffer», so Graser. «Ein Grund dafür ist wahrscheinlich, dass Repressalien von Mitschülern befürchtet werden.»

Täglich meldet sich ein Opfer

Auch die St. Galler Jugend verschickt viele Sexbilder. Bei der Kantonspolizei habe man eine Zunahme von Anzeigen wegen Sexting festgestellt, sagt Sprecher Gian Andrea Rezzoli. «Das Problem ist die Sorglosigkeit der Jugendlichen.» Ein Sexting-Bild entstehe oft während einer Beziehung. Ist damit Schluss, könne mit den Bildern Druck ausgeübt werden, es doch noch einmal zu versuchen. Ausserdem würden die Fotos aus Rache an andere verschickt. «Sobald sie einmal im Netz sind, bleiben sie für immer drin.»

Um dem Trend entgegenzuwirken, macht die Kantonspolizei St. Gallen an Schulen und Messen Jugendliche auf die Gefahr von Sexting aufmerksam. Auch in Zürich versuchen die Behörden, die Zunahme mit Sensibilisierungs- und Präventionsarbeit aufzuhalten. Pro Juventute versucht ebenfalls, mit einer Kampagne auf die Problematik aufmerksam zu machen . Der Bedarf sei gross. Fast täglich meldet sich laut der Organisation ein Sexting-Opfer bei der

Beratungsstelle 147.

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