Schüler sind beim Googeln schnell am Limit

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Überfordert im InternetSchüler sind beim Googeln schnell am Limit

Auf Insta und Youtube sind Digital Natives Profis. Müssen sie hingegen im Internet recherchieren, sind sie schnell am Anschlag.

B. Zanni
von
B. Zanni
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Antwort: Schnabeltier
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Izusek

Im Umgang mit sozialen Medien haben Digital Natives die Nase vorn. Sie sind ständig online, posten im Minutentakt Beiträge und klicken sich durch die angesagtesten Youtube-Kanäle. Geht es aber um mehr als Unterhaltung, zeigen sie grossen Aufholbedarf. «Viele meiner Schüler kennen sich mit den Möglichkeiten des Internets nicht gut aus», erzählt eine Berufsschullehrerin der «Aargauer Zeitung».

Beauftrage sie die angehenden Detailhändler zum Beispiel, einen Katalog mit Sportschuhen, T-Shirts und Hosen zusammenzustellen, kämen sie ziemlich ins Rotieren. Sie müssten im Internet Fakten zu Marke, Material und Preis zusammensuchen. Und das sei das Problem: Sie erfänden die Produktbeschriebe einfach, weil sie nicht wüssten, wie man sich online Informationen aneignet.

Hilflos ohne Wikipedia

Ähnliche Erfahrungen macht Felix Häberli, Ausbildungsverantwortlicher bei Sunrise. Er erinnert sich, wie Lehrlinge den Auftrag erhielten, ihr Schulsystem zu googeln. Dabei seien sie grandios gescheitert. Wenn es keinen Wikipedia-Artikel zu einem Thema gebe, steckten sie fest. Dies ziehe sich über alle Ausbildungsjahre. Selbst die besten KV-Lernenden stünden schon mal am Berg, wenn sie im Callcenter eine Kundin am Telefon hätten und am Computer nach einer Lösung für deren Problem suchen müssten. «Mittlerweile fördern wir die Lernenden gezielt mit Recherche-Aufgaben», sagt Häberli.

Ohne brennendes Interesse gäben Schüler schneller auf

Eszter Hargittai, Professorin für Medienforschung, sagt, die Forschung zeige, dass Jugendliche, die mit dem Internet gross geworden sind, nicht versierter im Umgang damit seien als andere. Heute seien die Apps und Websites so anwenderfreundlich, dass alles bestens funktioniere. Die Teenager würden damit aufwachsen, andernfalls rasch mit dem Gerät im nächsten Laden vorbeigehen zu können. Über 30-Jährige hätten die Technologie hingegen besser verstehen müssen, um sie nützen zu können. «Man musste mehr hinterfragen. Das schlägt bis heute durch.»

Sunrise-Kommunikationschefin Therese Wenger vermutet, dass vielfach der Unterschied zwischen privaten und sachlichen Suchkriterien eine Rolle spiele. «Wollen Jugendliche zum Beispiel spezifische Informationen über den Gewinner von ‹Deutschland sucht den Superstar› erhalten, stossen sie einfacher darauf, weil sie sich dafür brennend interessieren.» Gleich verhielten sich ältere User. «Bei Themen, die einen emotional weniger interessieren, gibt man schneller auf, findet man keinen Wikipedia-Eintrag dazu.»

Viele Schüler gamen im Internet nur

Beat W. Zemp, Präsident des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, sagt: «Das Internet zu nutzen, heisst nicht, es auch verstanden zu haben.» Es gebe viele Schüler, die im Internet nur Games spielten. Laut Zemp betrachten die Schüler die Internetinhalte zu oft unkritisch. «Damit sie Informationen richtig einordnen und mit den richtigen Suchbegriffen arbeiten können, ist das Fach Medien und Informatik im Lehrplan 21 von grosser Bedeutung.»

So sieht der Lehrplan 21 vor, dass die Schüler am Ende der Volksschule die Informations- und Kommunikationstechnologien in allen Fachbereichen sowie im Modul Medien und Informatik anwenden. Im Modul Medien und Informatik sollen sie laut Zemp zudem lernen, selbst Algorithmen zu programmieren.

Wie fit sind Sie beim Googeln? Testen Sie sich mit den Fragen für 4.- bis 7.-Klässler, die wir auf dem Portal für Lehrpersonen, Zebis, zusammengestellt haben und mit denen viele Lehrer arbeiten (siehe Bildstrecke).

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