Schweiz will Flüchtlinge mit Videos abschrecken

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«Kampagnen zur Information»Schweiz will Flüchtlinge mit Videos abschrecken

Der Bund versucht mit Videos, Migranten von der Schweiz fernzuhalten. Politiker kritisieren, diese würden als Abschreckungsmittel dienen.

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Das Staatssekretariat für Migration (SEM) von Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat im Internet ein Video hochgeladen, das klarstellt, unter welchen Bedingungen die Schweiz Asyl gewährt. Das Video richtet sich an Menschen aus dem Balkan.

Es handle sich um eine «Kampagne zur Information, nicht zur Abschreckung», versichert man in Bern auf Anfrage des «Tages-Anzeiger». Sommarugas Fachleute wollen den Versprechungen von Schleppern über Arbeitsmöglichkeiten in Westeuropa «realistische Informationen» entgegensetzen. Die Informationen müssten korrekt sein und «nicht die Migration als solche negativ darstellen», so ein SEM-Sprecher gegenüber der Tageszeitung.

TV-Serie in Nigeria geplant

Dieses Jahr will das SEM in Zusammenarbeit mit der Filmindustrie Nigerias das Projekt «Missing Steps» realisieren – eine 13-teilige TV-Serie zur illegalen Migration.

Parlamentarier glauben nicht an die Erklärung vom SEM und sehen hinter der Kampagne vielmehr Mittel zur Abschreckung. Dass die Grenze zwischen Information und Abschreckung fliessend ist, zeigt auch ein Film, der 2006/2007 in Kamerun ausgestrahlt wurde – unter Mithilfe der Schweizer Migrationsbehörden, die damals unter Führung von Christoph Blocher standen.

Im Video versichert ein Asylbewerber seinem Vater am Telefon, wie gut es ihm in Europa gehe. In Tat und Wahrheit muss er aber auf der Strasse betteln und wird von der Polizei verfolgt.

Australien will mit Video Flüchtlinge stoppen

Auch Australien lancierte eine Kampagne gegen illegale Einwanderer und wird deshalb von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert. Unter dem Titel «Keine Chance – ihr werdet Australien nicht zu eurer Heimat machen» versucht die Regierung, Asylsuchende von ihrer Reise abzuhalten. «Wenn Sie mit dem Boot ohne Visum einreisen, wird Australien nicht Ihr Zuhause werden», so die Botschaft des Videos, das in 17 Sprachen verbreitet wird. Die Regeln würden für jeden gelten: Egal ob Familien oder unbegleitete Kinder.

Inwieweit der Bund mit Informationen vor Ort den Flüchtlingsstrom mindern kann, ist unklar. Laut SEM ist es unmöglich, eine genaue Analyse vorzunehmen.

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