Geheime Extremismus-AktenSchweizer Armee bietet Jihadisten auf
Vertrauliche Mails des Schweizer Militärs zeigen, wie in manchen Fällen beinahe Extremisten an den Armee-Waffen ausgebildet worden wären.

50 Meldungen bei 100'000 Dienstleistenden: Grenadier-Rekruten der Schweizer Armee tragen ein Minimi (Leichtes Maschinengewehr 05, LMg05) in Isone, Tessin. (30. September 2013)
Keystone/Gaetan Bally50 Meldungen – so lautet die Bilanz 2016 über Vorfälle mit Extremisten innerhalb der Armee. Die Zahl hatte das Militär im April zeitgleich mit der Entwarnung veröffentlicht: «Sicherheitsrelevante Vorkommnisse blieben aus.» Wie der SonntagsBlick berichtet, zeigen interne Militär-E-Mails jetzt, dass die Fälle weniger harmlos waren, als von der Armee gegen aussen dargestellt.
In mehreren Fällen hätten die Verantwortlichen nur mit Glück verhindern können, dass Rechtsextreme und Jihadisten Dienst leisten und an der Waffe ausgebildet werden, so die Zeitung. So habe die Armee 2016 einen Islamisten für die Rekrutenschule aufgeboten, obwohl er den Behörden als Jihadist bekannt war.
Angehender Rekrut reiste zum IS
Zum Dienstantritt sei es nach erfolgreich absolvierter Aushebung nur nicht gekommen, weil eine in den Akten nicht näher genannte kantonale Stelle intervenierte. Sie meldete der Armee, dass sich der angehende Rekrut als Jihadist ins Ausland abgesetzt hatte – mutmasslich nach Syrien, um sich der Terrormiliz des Islamischen Staates (IS) anzuschliessen. Erst auf diese Meldung hin hätte die Militärführung reagiert. «Angesichts der Sachlage ist es zu vermeiden, dass der Mann – falls er in die Schweiz zurückreist – (...) an der Waffe ausgebildet wird», zitiert «SonntagsBlick» aus der entsprechenden E-Mail.
Weitere Fälle betreffen einen Rechtsextremisten, der sich «sehr an der Sprengstoffausbildung interessiert zeigte» und Mitglied einer bewaffneten Gruppierung ist, oder Fälle von strafrechtlich verurteilten Gewalttätern im Dienst.
Auf Nachfrage der Zeitung wollte sich die Armee nicht zu den Beispielen äussern, jedoch meinte Armeesprecher Daniel Reist: «50 Meldungen jährlich bei weit über 100'000 Dienstleistenden sind kein Problem.»