Schweizer Neonazis gründen «Legion Werwolf»

Aktualisiert

TerrornetzwerkSchweizer Neonazis gründen «Legion Werwolf»

Nach der Razzia gegen ein Neonazi-Netzwerk verdichten sich die Spuren in die Schweiz: Seit einigen Monaten ist im Mittelland eine radikale Vereinigung namens «Legion Werwolf» aktiv.

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Ein bewaffnetes Mitglied der «Legion Werwolf».
Mitglieder der «Legion Werwolf».
Als Kopf der «Legion Werwolf» gilt Jonas S. (links), ein langjähriger Freund und Weggefährte des inhaftierten Neonazis Sebastien N.
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Ein bewaffnetes Mitglied der «Legion Werwolf».

SonntagsZeitung

In einer Grossaktion wurden diese Woche in Deutschland, Holland und der Schweiz Razzien durchgeführt. Der Verdacht: Neonazis haben eine terroristische Vereinigung namens «Werwolf-Kommando» gegründet, um das «System» Bundesrepublik zu beseitigen. Als einer der Köpfe der Vereinigung gilt der Schweizer Sebastien N. Der 26-jährige Neonazi sitzt seit Mai 2012 wegen einer Schiesserei im Kanton Zürich in Untersuchungshaft.

Nun verdichten sich die Spuren in der Schweiz. In der Region Bern und Solothurn finden gemäss einem Bericht der «SonntagsZeitung» seit Februar regelmässige Treffen der radikalen Neonazi-Gruppierung «Legion Werwolf» statt. Deren Mitglieder stammten aus mehreren Kantonen und träten äusserst militant auf. Auf Bildern posieren sie mit Waffen und mit einem Werwolf-Logo bedruckten Pullovern und Fahnen. Die Anführer pflegten intensive Kontakte nach Deutschland und seien eng mit dem inhaftierten Sebastien N. verflochten.

Gruppe ist «höchst gefährlich»

Ob die «Legion Werwolf» als direkter Schweizer Ableger des aufgedeckten Neonazi-Netzwerkes operiert, ist gemäss der Zeitung unklar. Vieles spreche jedoch dafür, dass die Mitglieder Verbindungen zum Werwolf-Kommando haben. Mittlerweile habe die konspirative Gruppierung rund ein Dutzend Mitglieder. Fast alle hätten Kontakte nach Deutschland. Für den Neonazi-Jäger Heinz Kaiser ist klar: «Diese Gruppe ist höchst gefährlich. Alles deutet darauf hin, dass sie ein Schweizer Ableger des Werwolf-Kommandos ist.»

Auch der deutsche Rechtsextremismus-Experte Andreas Speit ist alarmiert: «Ich gehe davon aus, dass neben den jetzt unter Verdacht stehenden noch weitere Personen in dieses Netzwerk involviert sind – auch in der Schweiz». Er fordert deshalb zur Wachsamkeit auf: «Mich irritiert, dass die Werwolf-Strukturen erst nach Druck aus Deutschland an die Öffentlichkeit gelangten.» Es scheine, als würde man das Netzwerk in der Schweiz weniger beleuchten und verfolgen.

Mit Hitlergruss in Buchenwald

Als Kopf der «Legion Werwolf» gilt laut der Sonntagspresse der 31-jährige Jonas S., ein enger und langjähriger Weggefährte von Sebastien N. Der Ex-Politiker der Schweizer Demokraten habe sich auch schon im KZ Buchenwald mit Hitlergruss abbilden lassen, schreibt die «Schweiz am Sonntag». Ins Visier der Ermittler geriet Jonas S. bei den aktuellen Ermittlungen nicht. Das könnte sich aber bald ändern. Die Bundesanwaltschaft in Deutschland sei daran, das beschlagnahmte Material zu sichten.

Klar ist unterdessen, dass der Razzia von vergangener Woche langwierige Ermittlungen vorausgingen. Das Rechtshilfegesuch aus Deutschland traf bereits im Oktober 2012 beim Bundesamt für Justiz ein, wie eine Sprecherin gegenüber der «SonntagsZeitung» bestätigte. Die Verantwortlichen haben daraufhin Zürich als Leitkanton für die Ermittlungen bestimmt, weil der Hauptverdächtige Sebastien N. dort im Gefängnis sitzt.

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