«Bin schockiert»Schweizer Twitter-Gigant gesperrt - wegen JLaw?
Die bekannteste russische Stimme in der Schweiz ist verstummt: Twitter sperrte den Account @russian_market mit 132'000 Followern. Dessen Betreiber glaubt: wegen JLaw - oder Putin.

Machten Jennifer Lawrences Nacktbilder dem Twitter-Account den Garaus?
Der Moskau-Korrespondent der BBC, Daniel Sandford, fragte am Dienstagnachmittag auf Twitter erstaunt: «Warum wurde @russian_market gesperrt?» Der Account, der stolze 132'000 Follower zählt und damit einer der grössten Schweizer Twitterer ist, ist nicht mehr erreichbar.
Der Betreiber des gesperrten Accounts, ein gebürtiger Russe, der seit Jahren in der Schweiz lebt, fragt sich dasselbe. «Ich bin schockiert, dass Twitter mir ohne Warnung den Stecker rausgezogen hat», sagt der 32-jährige Blogger zu 20 Minuten. Bisher habe er vom Twitter-Support keine Antwort erhalten.
Er vermutet, dass es um einen Tweet mit einem Screenshot vom russischen Staatsfernsehen geht. Der Sender hatte über den Hacker berichtet, der Nacktfotos diverser Stars im Internet veröffentlicht hatte.
«Es wäre aber lächerlich, da es sich um ein verpixeltes Foto vom TV-Gerät handelt, in dem der Sender live über Jennifer Lawrence berichtet», sagt der Twitter-Nutzer. Doch Twitter geht derzeit radikal gegen Nutzer vor, die die Nacktbilder der Schauspielerin weiterverbreiten.
Steckt Putin dahinter?
Andere Accounts mit ähnlichen Bilder seien nicht gesperrt worden, sagt der Russian-market-Nutzer. Und dass es an zu viel nackter Haut liegen könnte, will er auch nicht glauben. «Sonst findet man echte Pornobilder auf Twitter.»
Der Blogger glaubt eher an das sogenannte neue «Blogger-Gesetz» Russlands. Präsident Wladimir Putin unterzeichnete Anfang Mai ein Gesetz, das alle Webdienste mit mehr als 3000 Nutzern zu Massenmedien erklärt. Dadurch werden sie jenen Vorschriften unterstellt, die Russlands gedruckte Presse, Radio und Fernsehen schon seit Längerem knebeln.
Sein Kommentar dazu: «Es scheint, als hatte jemand genug von meiner Kritik zum Krieg in der Ukraine, der Eurokrise und zu dem kommenden Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands.»
Der Blogger ist erfreut über die Stimmen, die ihren Unmut gegenüber Twitter ausdrückten. Andere machen ihm aber mehr Sorgen. So sind bereits Trittbrettfahrer aufgesprungen. «Inzwischen sehe ich, dass jemand einen anderen Russian-Market-Blog auf Twitter lanciert hat, @RussianMarket1, aber das bin ich nicht.»