Schweizer attackiert jüdischen Touristen

Aktualisiert

Antisemitismus in DavosSchweizer attackiert jüdischen Touristen

Es geschah bei der Migros: Ein Schweizer verletzt und beleidigt einen jüdischen Mann aus Antwerpen, der mit seiner Familie seit 15 Jahren in Davos Ferien macht.

G. Brönnimann
von
G. Brönnimann
Hier passierte die Attacke auf den Touristen aus Antwerpen: Die Migros in Davos Dorf.

Hier passierte die Attacke auf den Touristen aus Antwerpen: Die Migros in Davos Dorf.

Montagabend, 18.30 Uhr: Der 26-jährige A.W. aus Antwerpen verlässt in Davos Dorf die Migros und will zu seinem Auto gehen, wo die Familie auf ihn wartet. Plötzlich stellt sich ihm ein etwa 60-jähriger Schweizer in den Weg, wie das jüdische Wochenmagazin «Tachles» berichtet.

Da passiert es. Der Schweizer habe laut «Juden raus!» und ähnliche Parolen geschrien. Dann habe er den Familienvater tätlich angegriffen. Der Tourist aus Belgien und seine Familie erlitten einen Schock: Nach den Schlägen habe der Angreifer auf die Autofenster eingehämmert. Im Wagen sassen W.s Frau S. und seine vier Kinder - das älteste sechs Jahre alt, das jüngste noch ein Baby.

Die Familie konnte dem Wütenden entkommen. W. wurde an der Hand verletzt. Sein Schwager zu «Tachles»: «Er sah furchtbar aus, als er zurückkam. Die Hand blutete stark. Sie konnte fachmännisch verbunden werden, sonst hätten wir ihn ins Spital gebracht.»

Bündner Polizei sieht derzeit keinen Handlungsbedarf

Zwar schickte die Davoser Polizei einen Beamten vorbei - doch man sah keinen Anlass, die Sache weiterzuverfolgen, weil keine Anzeige vorliege. Das möchte das Opfer am Mittwoch nachholen, wie es dem Wochenmagazin sagte: «Jemand, der so etwas tut und solche Parolen schreit, darf nicht ungestraft bleiben», so W. Der orthodoxe Jude ist überzeugt, den Angreifer sofort wiedererkennen zu können.

Anscheinend ist der Täter der Polizei bekannt. Kapo-Sprecher Daniel Zinsli: «Die Kollegen von Davos werden schon wissen, wer das ist.» Allerdings sind die antisemitischen Äusserungen im Polizeirapport nicht vermerkt, wie Zinsli zu 20 Minuten sagte.

Gemäss den ihm zur Verfügung stehenden Informationen kommt der Kapo-Sprecher zu folgender Stellungnahme zu dem Vorfall: «Von einem Angriff zu sprechen ist übertrieben. Die zwei Männer sind aus irgendeinem Grund aneinandergeraten. Eine Tätlichkeit. Von einer starken Blutung weiss ich nichts, es waren zwei kleine Kratzer an der Hand. Für uns ist das ein Antragsdelikt, und weil bisher keine Anzeige einging, konnten wir das nicht weiterverfolgen.»

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