«Homophobe Aussagen»Schwulen-Dachverband zeigt Bischof Huonder an
Wegen seiner öffentlichen Aufforderung zur Gewalttätigkeit will Pink Cross Strafanzeige gegen den Churer Bischof Vitus Huonder erstatten. Er sei ein «Wiederholungstäter».

«Homophobe Aussagen»: Gegen den Churer Bischof Vitus Huonder ist eine Anzeige geplant.
Der Churer Bischof Vitus Huonder wird wohl Post von der Graubündner Staatsanwaltschaft erhalten: Pink Cross, der Dachverband der schwulen Männer in der Schweiz, will am Montag bei der Behörde eine Strafanzeige wegen «homophober Aussagen des Bischofs» deponieren. Das bestätigt Geschäftsleiter Bastian Baumann gegenüber der «SonntagsZeitung».
Belangt werden soll der katholische Geistliche wegen öffentlicher Aufforderung zu Verbrechen oder zur Gewalttätigkeit. Bei einer Verurteilung sieht Strafgesetz-Artikel 259 eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren vor. Auch die Lesbenorganisation Schweiz (LOS) unterstützt das Vorgehen.
Bibelzitat wörtlich ausgelegt
Anlass zur Klage gab ein Referat, das Huonder an einem Kongress in Fulda (D) gehalten hatte und dessen Inhalt vergangene Woche bekannt wurde. Dabei zitierte Huonder eine Bibelstelle aus dem Buch Levitikus. Darin heisst es: «Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen. Beide werden mit dem Tod bestraft. Ihr Blut soll auf sie kommen.»
Baumann sagt, Huonder habe wiederholt klargemacht, dass er das Zitat wörtlich verstehe, und er habe auch entsprechendes Handeln propagiert. Dieser Aufruf «zur Wiedereinführung der Todesstrafe für Homosexuelle» habe Pink Cross dazu bewogen, strafrechtlich vorzugehen. «Vitus Huonder nimmt als kirchliche Autoritätsperson in Kauf, dass seine Aufforderung gerade bei christlichen und anderen Fundamentalisten Zustimmung findet und gehorsam befolgt werden könnte», sagt Geschäftsleiter Baumann.
«Wiederholungstäter»
Bis zu einem gewissen Grad seien «die Diffamierungen von Homosexuellen durch die Kirche» auszuhalten, aber jetzt habe der Bischof «eine rote Linie» überschritten. Zumal sich Huonder bereits mehrmals gegen die Rechte von Lesben und Schwulen ausgesprochen habe, er sei «ein Wiederholungstäter».
Dass der Churer Bischof Huonder Empörung hervorruft und zum Rücktritt aufgefordert wird, ist nicht das erste Mal. Zuletzt geriet er wegen des Falls Bürglen in die Schlagzeilen. Huonder kritisierte den Pfarrer der Urner Gemeinde, weil dieser ein lesbisches Paar gesegnet hatte. Zur Anzeige von Pink Cross will sich Huonder nächste Woche äussern.