Roboter und GamesSieht so die Schule der Zukunft aus?
Programmieren mit «Minecraft» und ein Roboter als Klassenassistent: Experten erklären, wie das digitale Schulzimmer aussehen könnte.
Im Informatik-Unterricht hätten Schweizer Schüler noch viel Aufholbedarf. Zu diesem Schluss kommt nicht nur Marc Weder, Leiter für Bildung bei Microsoft Schweiz, sondern auch die Bildungskommission des Nationalrats. Sie will dazu eine «Informatik-Offensive» lancieren. Doch wie sähe der Informatik-Unterricht der Zukunft überhaupt aus?
Programmieren schon in der Primarschule
Laut dem Lehrplan 21 ist Programmieren bereits ab der dritten Klasse Bestandteil des Informatikunterrichts. Marc Weder von Microsoft hält das für sinnvoll. Ihm zufolge könnte man die Grundlagen dafür bereits in der Unterstufe legen.
Dieser Meinung ist auch Marloes Caduff. Als sie keinen Programmier-Kinderkurs für ihre Tochter fand, gründete sie das Start-up Codillion, wo sie nun Kurse für 5- bis 12-Jährige anbietet. «Die meisten Programmiersprachen sind nach dem gleichen Grundprinzip aufgebaut. Kinder verstehen das schon in jungen Jahren», erklärt sie. Beim Programmieren würden die Kinder auch ihr Denken trainieren. «Heute sind sie gewohnt, unterhalten zu werden.» Mit Programmieren könnten sie auf neue Art kreativ tätig sein.
Games als Lehrmittel
Spiele zur Informationsvermittlung sind im Klassenzimmer nichts Neues. Die Digitalisierung eröffnet aber auch hier neue Möglichkeiten. Marc Weder macht folgendes Beispiel: «Der Lehrer hat im Fach Geometrie Symmetrie erklärt. Die Schüler können sich darauf im Spiel ‹Minecraft› einloggen und gemeinsam symmetrische Figuren bauen.» Sie seien durch das Game nicht nur motivierter, sondern könnten das Konzept auch direkt anwenden. «Dadurch lernen sie nebenbei, im Team zu arbeiten.»
Lehrer wird zum Lern-Coach
«Der Lehrer wird wegen der neuen Technik nicht verschwinden, aber seine Rolle wird sich wandeln», erklärt Martin Kathriner, Mitbegründer von Learnify.ch und digitaler Stratege bei Samsung. Durch die neuen Möglichkeiten der neuen Technologien können sich die Schüler viel mehr Wissen selbst aneignen. Das könne mit Lernprogrammen geschehen oder durch die Zusammenarbeit online. «Der Lehrer gibt dann mehr die Lernziele vor und betreut die Schüler auf dem Weg dahin.»
Tablets statt Bücher
Computer und Tablets spielen auch in den Schulen eine immer wichtigere Rolle. Vielleicht arbeiten Schüler vor allem noch mit Tablets. Computerprogramme können Wissen auf interaktive Weise vermitteln. Das ist aber nicht genug. Martin Kathriner erklärt: «Ein Tablet allein macht noch keinen besseren Unterricht.» Wichtiger sei, dass Lehrer wissen, wie sie die neuen Mittel pädagogisch nutzen.
Das Schulzimmer wird mobiler
Die digitale Kommunikation sorgt dafür, dass die Schüler nicht mehr zwingend im Schulzimmer anwesend sein müssen. Heute hat jeder Schüler irgendeine Art Computer zu Hause.
Marc Weder erklärt: «Vor allem in der Oberstufe gibt das Lehrern und Schülern mehr Flexibilität.» Die Schüler müssten dann nicht immer anwesend sein und könnten trotzdem in Kontakt miteinander stehen. Und an Universitäten ist es bereits heute Standard, dass Unterrichtsstunden aufgezeichnet und übertragen werden können.
Personalisierter Schulstoff
Heute versuchen Lehrer das Niveau etwa dem Durchschnitt der Klasse anzupassen. «In Zukunft wird es möglich sein, den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben automatisch den Fähigkeiten des Schülers anzupassen», erklärt Marc Weder.
Talentierte Schüler würden sich dadurch nicht mehr langweilen, und schwächere Schüler würden sich nicht mehr überfordert fühlen. Das könne so funktionieren: Alle Schüler lösen Aufgaben zum selben Thema. Die ersten paar Aufgaben sind eher einfach. Wenn ein Schüler sie gut beantwortet, werden die nächsten Fragen mit der Zeit immer schwieriger.
Verwertung von Daten
Im digitalen Schulzimmer fallen viele Daten an. Das können Lehrer und Experten wiederum nutzen, um Lehrmittel und Unterricht zu verbessern. «Wenn ein Lehrer dank digitalen Werkzeugen sieht, dass die meisten Schüler nicht in der Lage sind, eine Aufgabe zu lösen, kann er sie anpassen oder, falls nötig, etwas nochmals erklären», sagt Weder.
Roboter unterstützen Lehrer
Roboter werden Hilfsaufgaben in der Schule übernehmen, zur Unterstützung der Lehrpersonen. Zudem könnten laut der Sendung «SRF My School» Roboter die Organisation von Gruppenarbeiten übernehmen.