So gelangen Extremisten in die Schweiz

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AsylanträgeSo gelangen Extremisten in die Schweiz

Bei der Prüfung von Asylsuchenden gibt es offenbar grosse Lücken. Gemäss Medienberichten untersuchen die Behörden immer weniger Dossiers.

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Hat in der Schweiz keine sozialen Bezugspunkte: Der Iraker im März am Bundesstrafgericht in Bellinzona.
In dieser neu gebauten Siedlung in Beringen SH lebte Osama M.
Der Blick von hinten auf den Wohnblock. Die Wohnung des mutmasslichen IS-Terroristen befindet sich im zweiten Stock.
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Hat in der Schweiz keine sozialen Bezugspunkte: Der Iraker im März am Bundesstrafgericht in Bellinzona.

Keystone/Karin Widmer

Nicht alle Dossiers von Asylbewerbern aus Risikostaaten wurden vom Nachrichtendienst des Bundes (NDB) überprüft. Die Überprüfung soll verhindern, dass Extremisten als Flüchtlinge in die Schweiz kommen. Offenbar fand diese aber deutlich weniger häufig statt als angenommen wird.

Bei der Durchsicht von mehreren Dossiers fand sich laut «Le Matin Dimanche» und «SonntagsZeitung» kein Hinweis auf eine Überprüfung. Vor allem die Anträge von Personen, die einen abschlägigen Bescheid erhalten, aber vorläufig aufgenommen werden, wurden demnach nicht systematisch geprüft. Das Staatssekretariat bestreitet dies: Bei Hinweisen auf Extremismus finde eine Überprüfung statt.

Nur drei Prozent der Dossiers wird überprüft

Die Fallzahlen lassen jedoch darauf schliessen, dass nur ein Bruchteil der Dossiers überprüft wird. Während im Jahr 2009 noch 2200 Asyldossiers an den Nachrichtendienst des Bundes übergeben wurden, waren es im Jahr 2013 nur noch 661 Dossiers, was einer Quote von rund drei Prozent entspricht.

Gemäss «SonntagsZeitung» sollen auch Asyldossiers aus Syrien, Irak oder Jemen nicht zwingend vom Nachrichtendienst überprüft worden sein. Dies obwohl längst bekannt ist, dass sich in diesen Ländern Rückzugsgebiete von Terroristen befinden.

Bessere Schulung für Mitarbeiter

Ein Grund für diese Praxis könnte der erhebliche Druck auf die Mitarbeiter, die Gesuche möglichst rasch zu bearbeiten, sein. Erst letzten Donnerstag gab die Terrorismus-Taskforce des Bundes bekannt, dass die Bedrohungslage in der Schweiz hoch sei. Massnahmen wurden angekündigt – unter anderem auch eine bessere Schulung der Mitarbeiter des Staatssekretariats für Migration.

IS-Zelle in der Schweiz

Gegen drei Iraker, die als Asylsuchende in die Schweiz kamen, läuft derzeit ein Verfahren. Die Bundesanwaltschaft will sie noch in diesem Halbjahr anklagen. Grund: Sie sollen in der Schweiz eine Zelle der Terrorgruppe Islamischer Staat aufgebaut haben. Die drei Männer sollen in Europa einen Terroranschlag geplant haben.

Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Unterstützung einer kriminellen Organisation, Gefährdung durch Sprengstoff und giftige Gase, strafbarer Verbreitungshandlungen sowie verbotener Pornografie und Verstössen gegen das Ausländergesetz.

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