Geld im AlterSo steht die Schweiz im Renten-Vergleich da
Wann gehen die Europäer in Rente, und wie viel Geld gibts vom Staat? Unsere Nachbarländer sind teils deutlich grosszügiger, Altersarmut ist seltener.
Viele Industrienationen stehen vor dem gleichen Dilemma in der Altersvorsorge: Immer weniger Beitragszahler müssen für eine wachsende Anzahl Rentner aufkommen. Die Altersreform 2020 will dieses Problem in der Schweiz unter anderem mit einem höheren Rentenalter für Frauen und einem tieferen Umwandlungssatz in der beruflichen Vorsorge bekämpfen, dafür sollen die Neurentner 70 Franken mehr AHV erhalten. Doch wie bewältigen andere Länder die wachsende Zahl von Rentnern, wann werden diese pensioniert, und wie viel Geld erhalten sie? 20 Minuten hat den Vergleich gemacht.
Schweiz
Hierzulande werden Männer mit 65 Jahren pensioniert, Frauen mit 64 Jahren. Das effektive Ruhestandsalter liegt aber höher: Laut Zahlen der OECD arbeitet ein Mann im Schnitt, bis er 66,3 Jahre alt ist, eine Frau setzt sich mit 64,5 Jahren zur Ruhe. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Renten belaufen sich in der Schweiz laut Zahlen von Eurostat auf 22'844 Franken pro Jahr. Berücksichtigt man die Kaufkraftunterschiede, sind es immerhin noch 14'657 Franken. Das ist weniger, als in unseren Nachbarländern bezahlt wird. Diese Zahlen beziehen sich auf Gelder aus der ersten und zweiten Säule, Gelder aus der privaten Vorsorge (3. Säule) sind nicht eingerechnet. Die Altersarmut ist in der Schweiz deutlich höher als bei unseren europäischen Nachbarn: 23,4 Prozent der Rentner erhalten weniger als die Hälfte eines Durchschnittsgehalts. Der Anteil der Rentenausgaben am Bruttoinlandprodukt (BIP) ist im Europavergleich mit 6,4 Prozent eher tief.
Deutschland
Rentenalter 67 ist bei unserem nördlichen Nachbarn bald Realität. Die momentan pensionierten Deutschen können noch von einem Rentenalter von 65,5 profitieren, dieses steigt jedoch jedes Jahr um einen bis zwei Monate an – bis im Jahr 2031 das Rentenalter 67 erreicht ist. Effektiv lassen sich die Deutschen aber früher pensionieren. Männer und Frauen scheiden im Schnitt mit 62,7 Jahren aus dem Arbeitsmarkt aus – und nehmen dabei Abschläge bei der Rente in Kauf. Der Staat zahlt dabei pro Person durchschnittlich 15'549 Franken pro Jahr. Bei Kaufkraftparität erhalten die Deutschen 15'195 Franken, also etwas mehr als die Schweizer. Der Anteil der Altersarmut liegt bei 9,4 Prozent. Die Kosten für das Rentensystem belaufen sich auf 10,1 Prozent des BIP.
Italien
Italienische Rentner kamen bis Anfang der Nullerjahre in den Genuss grosszügiger Leistungen: Der Staat garantierte meist eine Rente von bis zu 80 Prozent des letzten Lohnes. Pensioniert wurde man ab 57 Jahren, auf private Vorsorge setzten nur wenige Italiener. 2004 und 2011 wurde das System reformiert, bis 2021 soll auch in Italien Rentenalter 67 gelten. Noch immer sind die staatlichen Leistungen relativ grosszügig. Die Rentenausgaben pro Person betragen jährlich 17'836 Franken, bei gleicher Kaufkraft sind es 17'282 Franken. Dadurch hat Italien rekordhohe Rentenausgaben von 16,3 Prozent des BIP. Wie in Deutschland gelten 9,4 Prozent der Rentner als arm.
Frankreich
Noch 2009 konnte man sich in Frankreich regulär mit 60 Jahren zur Ruhe setzen. Doch auch die Franzosen haben Probleme mit der Finanzierung des Systems, so dass 2010 beschlossen wurde, das Rentenalter schrittweise auf 62 Jahre anzuheben – dieses Ziel wurde 2017 erreicht. Der Erhalt der vollen Rente erfordert aber 41 Jahre Beitragszahlung. Ab 67 Jahren wird die Rente automatisch in voller Höhe gezahlt.
Doch das reale Rentenalter liegt immer noch unter 60 Jahren: Männer arbeiten im Schnitt bis 59,4 Jahre, Frauen bis 59,8 Jahre. Die jährlichen Ausgaben pro Rentner belaufen sich in Frankreich auf 18'717 Franken, das sind bei Kaufkraftparität 17'372 Franken. Mit 3,8 Prozent ist die Altersarmut tief, die Ausgaben mit 13,8 Prozent des BIP eher hoch.
Österreich
Unser Nachbarland ist im Bereich der Renten sehr grosszügig. Jeder Rentner erhält im Schnitt 22'791 Franken pro Jahr, oder 20'790 Franken bei Kaufkraftparität. Das Rentenalter wird zwar auch in Österreich erhöht, aber nur für Frauen: Diese wurden bis anhin schon mit 60 in Rente geschickt, wer jünger als Jahrgang 1955 ist, muss die schrittweise Erhöhung auf das Rentenalter 65 in Kauf nehmen, das auch für Männer gilt. Das reale Rentenalter liegt mit 62,2 Jahren bei den Männern, 60,2 Jahren bei den Frauen tiefer. Dieses System lässt sich Österreich 13,6 Prozent seines BIP kosten, mit 11,4 Prozent liegt die Altersarmut im Mittelfeld.
Portugal
In Portugal gibt es weniger Geld vom Staat als in der Schweiz: Die Kosten pro Rentner belaufen sich auf 10'357 Franken (12'903 Franken bei gleicher Kaufkraft). Trotzdem gelten nur 8,1 Prozent der Rentner als arm. Frauen und Männer gehen mit 66 Jahren in Rente, für Männer ist das Rentenalter 67 geplant. Das reale Rentenalter der Männer ist bereits jetzt bei 67 Jahren, das der Frauen mit 66,2 ebenfalls höher als die gesetzliche Rente. Trotz dieser strengen Bedingungen kostet das Rentensystem Portugal mit 14 Prozent des BIP relativ viel.