Ständerat lehnt Importverbot knapp ab

Aktualisiert

Gequälte ReptilienStänderat lehnt Importverbot knapp ab

Schlangenleder-Taschen oder Schuhe aus tierquälerischer Produktion dürfen künftig weiterhin in die Schweiz importiert werden. Der Ständerat hat ein Verbot abgelehnt - äusserst knapp.

J. Pfister
von
J. Pfister

Die brutalen Herstellungsmethoden von Reptilleder gingen auch dem Ständerat unter die Haut. Nach einer rund halbstündigen Diskussion stimmten 18 Ratsmitglieder für ein Importverbot von Reptilleder aus Indonesien, 18 entschieden sich dagegen. Dieses knappe Ergebnis überrascht, immerhin hatte sowohl die vorberatende Kommission wie auch der Bundesrat das Anliegen der Grünen Nationalrätin Franziska Teuscher klar abgelehnt (20 Minuten Online berichtete).

Dennoch reichte es am Schluss nicht. Ratspräsident Filippo Lombardi (CVP) musste den Stichentscheid fällen – und folgte dabei dem Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann. Damit ist das Importverbot für Reptilleder vom Tisch. Sara Wehrli vom Schweizer Tierschutz trägt das Resultat mit Fassung. «Ich war eher positiv überrascht, weil ich mit einer klaren Ablehnung gerechnet habe.» Sie habe sich gefreut, über die engagierten Voten der Ratsmitglieder. «Diese haben gezeigt, dass es sich lohnt, für den Schutz dieser Tiere zu kämpfen.»

Mit Reptilleder-Tasche im Rat

Auch Befürworterin und SP-Ständerätin Anita Fetz war überrascht von den vielen Stimmen für ein Importverbot - die von Ständeräten aus allen Parteien kamen. «Ich habe heute extra noch meine Tasche aus Krokoleder-Imitat mitgenommen, um zu zeigen, dass wir auf echtes Reptilleder aus solchen Haltungen nicht angewiesen sind», sagte sie nach der Debatte. Im Rat führte sie die von 20 Minuten Online publizierten explodierenden Import-Zahlen von Reptilleder-Produkten ins Feld. Für sie sei klar, dass die Schweiz mit ihrer Uhrenindustrie und den Luxusmodehäusern ein Zeichen hätte setzen könnten.

Sämtliche Rednerinnen und Redner kritisierten die tierquälerische Haltung und Schlachtung von Reptilien. Die Bilder aus dem Beitrag der «Rundschau», der die Motion vor zwei Jahren ausgelöst hatte, bezeichnete der parteilose Ständerat Thomas Minder als «unglaubliche Grausamkeit» (siehe Video). SP-Mann Roberto Zanetti hielt fest, er habe ein «pragmatisches Verhältnis» zu Tieren und nichts gegen die Nutztierhaltung, aber diese müsse «anständig und fair» passieren. Schlangen seien nicht «Jöh-Tiere» und auch er habe ein wenig Angst vor ihnen. Aber genau deshalb müsse sich die Politik dem Schicksal dieser «armen Viecher» besonders annehmen.

Nicht alle bestrafen

Den Gegnern hingegen ging ein allgemeines Verbot zu weit. Für CVP-Ständerat Peter Bieri würden damit auch jene bestraft, welche die Tiere korrekt hielten und schlachteten. «Ich gehe davon aus, dass ein Teil der Tiere korrekt behandelt wird.»

Bundesrat Schneider-Ammann gingen die Bilder der mit Wasser aufgefüllten Schlangen und geknebelten Warane zwar auch «unter die Haut». Aber er betonte die wirtschaftlichen Interessen, die mit im Spiel seien. Ausserdem bringe es mehr, wenn die Schweiz ihren Einfluss via internationale Organisationen geltend mache, etwa über das Cites-Sekretariat, das für die Kontrolle des internationalen Handels mit geschützten Tier- und Pflanzenarten zuständig ist. «Das macht viel mehr Sinn als ein Verbot, welches sowieso umgangen würde», so Schneider-Ammanns Fazit.

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