Hausaufgaben erledigtTV-Auftritt wurde in Mörgelis Akte vermerkt
Neue Details rund um die Entlassung Christoph Mörgelis zeigen, dass möglicherweise nicht nur schlechte Beurteilungen entscheidend waren. Davon zeugen 100 Seiten Konzepte und eine brisante Aktennotiz.
In der Sonntagspresse ist die causa Mörgeli grosses Thema. Gleich mehrere jetzt bekannt gewordene Details zeigen, dass auch andere Gründe als schlechte Leistungen zur Entlassung geführt haben könnten. So habe die Universität Zürich Christoph Mörgelis Kündigung beschlossen, bevor dessen direkt vorgesetzter Chef eine entscheidende Leistungsbeurteilung fertig gestellt hat. Dies zeigten Dokumente, die der «SonntagsZeitung» vorliegen. Aus diesen gehe hervor, dass die Universitätsleitung bereits «Anfang Woche» beschlossen hatte, Mörgeli zu entlassen.
Das ist nicht unerheblich, denn offenbar erhielt Mörgeli Zusatzaufgaben, mit denen er seine schlechte Mitarbeiterbeurteilung ausgleichen sollte. Offenbar bemüht, seine ungenügenden Noten deutlich aufzubessern, lieferte er angeblich zwischen Februar und September über hundert Seiten an seinen Vorgesetzten Flurin Condrau ab – konkret waren es vier Konzepte. Ausserdem hatte er Weiterbildungen zu besuchen. Doch zu einer Besprechung der Konzepte und der sonstigen Zusatzaufgaben kam es nicht mehr. Bereits am Montag oder Dienstag vergangener Woche wurde beschlossen, das Kündigungsverfahren einzuleiten.
Auch eine politische Komponente
Ein weiteres bemerkenswertes Detail liefert der «SonntagsBlick». Er zitiert eine Aktennotiz über ein Mitarbeitergespräch des SVP-Nationalrats mit seinem Vorgesetzten Flurin Condrau. Diese zeigt, dass auch Mörgelis Auftritt bei der TV-Talkshow Schawinski ein Thema war: «Aussagen ‹zu viele Deutsche in der Schweiz› hält FC (Flurin Condrau, Anmerkung Red.) für sehr ungünstig. FC schätzt seine deutschen, österreichischen, russischen, englischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und musste diese im Anschluss an die TV-Ausstrahlung beruhigen», zitiert die Zeitung aus der brisanten Notiz.
Die Statements Mörgelis seien konträr zur Linie des Fachbereichs: «Die Institutsstrategie von FC besteht in einer sehr gezielten und bewussten Internationalisierung». Mörgelis Auftritt sei, so Condrau, daher «eindeutig institutsschädigend».
Zusammenarbeit mit Person Mörgeli schwierig
Mörgeli schiesst zurück: «Die Universität soll eine SVP-freie Zone werden. Man will mich weghaben, weil ich Werte vertrete, die an der Uni grossmehrheitlich abgelehnt werden: Nein zum schleichenden EU-Beitritt, zum Asylmissbrauch und zur unkontrollierten Zuwanderung.»
Dem widerspricht Professor Philipp Sarasin, Vorsteher des Historischen Seminars: Es gehe nicht um die Partei Mörgelis. «Aber wenn jemand permanent Leute angreift, und sich einem solchen Mass exponiert und Politik macht, ist eine Zusammenarbeit schwierig», so Sarasin gegenüber «NZZ am Sonntag». Uni-Rektor Andreas Fischer stösst im Interview mit der Zeitung ins selbe Horn und räumt ein, dass «gewisse Leute wohl Probleme mit ihm hatten».
Derweil bläst die SVP zum Angriff auf Hochschulen: «Bisher haben wir die Universitäten zu wenig angeschaut. Das wird sich ändern», kündigt SVP-Vize und Strategiechef Christoph Blocher im Interview mit der SonntagsZeitung an. Und er wird noch expliziter: «Die geisteswissenschaftlichen Fakultäten sind heute links unterwandert.» Jetzt werde seine Partei ein besonderes Augenmerk auf die Hochschulen werfen.
Mörgeli-Karikatur stammt von Werbeagentur der Uni
Kaum war Christoph Mörgeli am Freitagmorgen entlassen, kursierte im Internet eine Satire auf das berühmte SVP-Schäfchenplakat. Der Text dazu: «Kein Steuergeld für Uni-Abzocker. Schein-Professoren raus!» Urheber der Karikatur: die Werbeagentur «Feinheit», die auch die Initiative «Schutz vor dem Passivrauchen» betreut. Ihr grafischer Seitenhieb wäre auch nicht weiter problematisch, würde die Agentur nicht auch für die Uni Zürich Aufträge realisieren.
Agenturinhaber Moritz Zumbühl rechtfertigt sich in «Der Sonntag» schulterzuckend: «Wir haben kleinere Aufträge der Universität, aber keine enge Geschäftsbeziehung». Die Idee für die Satire sei ihm beim Morgenkaffee gekommen und nehme die politische Haltung Mörgelis als Staatskritiker humoristisch auf die Schippe. Und Zumbühl fügt hinzu: «Wer austeilt, muss auch einstecken können». (oku/sda)