Leser will Meteoriten-Stücke gefunden haben

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SternschnuppeLeser will Meteoriten-Stücke gefunden haben

Der leuchtende Himmelskörper soll Andenken im Garten eines 20-Minuten-Lesers hinterlassen haben. Ein Experte äussert nun aber Zweifel daran.

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Mehrere Leser schickten uns Aufnahmen des Phänomens am Nachthimmel, wie etwa dieser Leser, der das Objekt gegen 20:45 Uhr beim Greifensee ZH knipsen konnte.
Und das fand Alexander Bangert (19) in Schöftland AG anschliessend auf seiner Terrasse und ...
... im Garten: «Ich habe so etwas noch nie gesehen. Die Steine glänzen, als ob sie verglast worden sind.»
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Mehrere Leser schickten uns Aufnahmen des Phänomens am Nachthimmel, wie etwa dieser Leser, der das Objekt gegen 20:45 Uhr beim Greifensee ZH knipsen konnte.

Leser-Reporter

Um 20.44 Uhr war der Meteor, im Volksmund auch Sternschnuppe genannt, für fünf bis sechs Sekunden am Himmel zu sehen. Das bestätigte Jonas Schenker von der Fachgruppe Meteorastronomie (FMA) auf Anfrage der SDA. Eine spezielle Kamera habe das Phänomen festgehalten. Zudem hätten bis um Mitternacht rund 15 Augenzeugen die FMA per Meldeformular kontaktiert. Bei der Polizei gingen von Süddeutschland über Zürich und Aargau bis in den Kanton Solothurn Meldungen ein.

Jetzt aber deuten Fotos eines 20-Minuten-Lesers darauf hin, dass der Meteor sogar ein Meteorit war – so werden Meteoren genannt, welche die Erde erreichen.

Auch Alexander Bangert (19), angehender Zahntechniker aus Schöftland (AG), hört um diese Zeit einen Knall. Er geht nach draussen – und: «Ich habe vier dieser Steine im Garten gefunden», sagt er zu 20 Minuten. «Sie lagen auf der Terrasse und im Rasen.»

Etwa faustgross

Bangert ist sich sicher, dass sie vom Meteor stammen – beziehungsweise vom Meteoriten. «Ich weiss nicht, wie diese Objekte sonst dahin gekommen sind. Ich habe so etwas noch nie gesehen.» Er beschreibt die Fundstücke folgendermassen: «Die Steine glänzen, als ob sie verglast worden seien.»

Um die Grösse der entdeckten Objekte anzeigen zu können, hat Bangert einen 20-Räppler zum Vergleich neben die gefundenen Objekte gelegt. Sofern das die einzigen Überbleibsel des Himmelskörpers waren, scheinen sie Jonas Schenker von der Fachgruppe Meteorastronomie (FMA) recht zu geben: Schenker vermutete gegenüber der SDA, dass die Himmelsteilchen beim Eintreten in die Erdatmosphäre etwa faustgross gewesen seien.

Experte äussert Zweifel

Was Bangert mit den in seinem Garten gefundenen Objekten macht, weiss er noch nicht. Nur so viel: «Eines will ich sicher behalten.»

Der bekannte Meteoriten-Sammler Beat Booz, Mitglied der Fachgruppe Meteorastronomie, hat sich die Fotos der angeblichen Meteoritenstücke angeschaut. Seine Einschätzung ist ernüchternd: «Diese Steine sehen für mich nicht wie typische Meteoriten aus.» Der Experte: «Die durchgängigen Linien und die glasig erscheinende grössere Fläche im Bild mit dem 20-Räppler sind merkwürdig.» Die Stücke sähen für Booz auch zu kantig aus. «Eine Ausnahme ist der Stein ganz rechts in diesem Bild», sagt Booz. Er fügt jedoch an: «Ebenfalls kein Meteorit, es sieht ein bisschen nach Tektit aus.» Mehr könne man aufgrund der Fotos kaum sagen. Tektite sind bis zu einige Zentimeter grosse Glasobjekte. Sie bestehen aus irdischem Material, bilden sich aber durch den Einschlag von Meteoriten auf der Erdoberfläche.

Dennoch ist laut Jonas Schenker von der Fachgruppe Meteorastronomie nicht auszuschliessen, dass einige Bruchstücke des gestrigen Meteors nicht vollständig in der Atmosphäre verglühten, sondern im freien Fall den Boden erreichten. «Wo dies der Fall hätte sein können, ist noch Gegenstand der laufenden Ermittlungen», so Schenker.

Donnergeräusche und Aufsplittung – das ist selten

Dass Teile von Kometen oder Asteroiden, sogenannte Meteoriden, in die Erdatmosphäre eindringen und hier als Meteore am Himmel ihre Leuchtspuren hinterlassen, geschehe jede Nacht hundertfach, sagte Meteorfachmann Schenker zur SDA. Laut Augenzeugen habe der Meteor vom Sonntag allerdings Donnergeräusche ausgelöst und sei am Ende gar aufgesplittert. Das sei selten. «Es würde darauf hindeuten, dass er in tiefere Luftschichten vorgedrungen ist», sagte der Ingenieur.

In der Regel verdampfen Meteore in 70 bis 100 Kilometern Höhe vollständig. Jener vom Sonntagabend dürfte sich der Erdoberfläche bis auf rund 20 Kilometer genähert haben. In diesem Falle bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Objekt in den freien Fall übergehe, zu leuchten aufhöre und es zu einem Einschlag komme. Zum Vergleich: Der Meteorit, der im Februar 2013 im Gebiet Tscheljabinsk in Russland eingeschlagen war, hatte beim Eintreten in die Erdatmosphäre einen Durchmesser von 19 Metern.

Hier der Bericht zum geborgenen Himmels-Boliden aus Russland:

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