Abschuss verhindernTierschützer suchen neuen Namen für M25
Bär M25 sorgt bereits kurz nach seiner Ankunft in der Schweiz für Ärger. Die Gruppe Wolf Schweiz will ihm jetzt einen anderen Namen geben, damit er den Leuten symphatischer wird.
Im Unterengadin sorgt derzeit der Braunbär M25 für Angst unter den Schafzüchtern. Vergangene Woche eingewandert, hat er bereits zwei Schafe gerissen. Das sind nicht unbedingt gute Voraussetzungen, um sich besonders beliebt zu machen. Die Gruppe Wolf Schweiz hat deshalb einen Aufruf gestartet, um dem Neuankömmling einen anderen Namen zu geben.
«Der Bär ist ein seltenes und spezielles Individuum in der Schweiz, das uns noch eine Weile beschäftigen wird. Er sollte deshalb mehr als nur eine Nummer sein», sagt David Gerke, Präsident der Gruppe Wolf Schweiz (GWS), die sich für Raubtiere in der Schweiz einsetzt. «Die Leute sollen sich bewusst werden, dass es sich nicht um irgendein Tier handelt.» Die Organisation verfolgt aber auch noch ein weiteres Ziel: Ein persönlicher Name soll eine emotionale Verbindung zum Bären ermöglichen und somit «abschusshemmend» wirken.
Der Aufruf läuft noch bis morgen Mittwoch. Bisher seien schon einige kreative und originelle Ideen eingegangen, erklärt Gerke. Von Urs und Ursus über Peter – der Name des ersten Sichters von M25 – bis hin zu Next one. Ein klarer Favorit habe sich bisher jedoch noch nicht herauskristallisiert. Der Vorstand werde am Mittwochabend eine Vorauswahl treffen und die Namen auf der GWS-Website zur Abstimmung freigeben. Am Sonntagabend soll der neue Name dann feststehen.
Mensch ist keine Beute, sondern Bedrohung
Wo sich M25 momentan befindet, ist unklar, weil von seinem Sender keine Signale mehr empfangen werden, wie die Behörden meldeten. Das liege wohl daran, dass er sich in einem Funkloch befinde. Es gibt also keine Entwarnung für Schafhalter. Im Gegenteil: Laut der Gruppe Wolf Schweiz werden dieses Jahr zwölf weitere Bärenjungen in Norditalien ihren Geburtsort verlassen und möglicherweise Richtung Schweiz ziehen. «Die Wahrscheinlichkeit ist relativ gross, dass einzelne Männchen den Weg in die Schweiz finden», sagt Gerke.
Für Schafzüchter bedeutet das jedoch nicht das Ende, wie Joanna Schönenberger, Bärenexpertin beim WWF, erklärt. «M25 ist kein Schafskiller. Die Statistik zeigt, dass er nur wenige Nutztiere gerissen hat.» Seit November habe er in Italien insgesamt sieben Schafe, sechs Ziegen und einen Esel gerissen. Ausserdem habe er 16 Bienenstöcke geplündert, die jedoch grösstenteils leer waren.
Auch Menschen müssten sich nicht fürchten, falls sie M25 begegneten. «Wir sind für ihn keine Beute, sondern eine Bedrohung.» Im Falle eines Zusammentreffens sollte man deshalb Desinteresse zeigen und sich langsam von ihm entfernen. «Der Bär ist ein defensives Raubtier und geht mit seiner Energie sparsam um. Seine Risikobereitschaft ist sehr tief», sagt Schönenberger. Man müsse deshalb keine Angst, sondern Respekt haben. Den Schafhaltern rät die Fachfrau zu Elektrozäunen. Der Bär werde ohnehin nicht an einem Ort bleiben, sondern wohl im Dreiländereck Schweiz-Italien-Österreich umherwandern.