Todesurteil ausgesetztTochter von Schweizerin nach 22 Jahren frei?
Seit 22 Jahren sitzt Debbie Milke in Arizona in der Todeszelle – sie soll ihren Sohn getötet haben. Nun ist das Todesurteil ausser Kraft gesetzt worden. Ihre Schweizer Mutter macht sich Hoffnungen.
Seit 22 Jahren hofft die in Emmetten NW lebende Renate Janka, dass ihre Tochter endlich die Todeszelle in Arizona verlassen kann. Nun sieht es so gut aus wie noch nie. Die 49-jährige Debbie Milke könnte bald frei kommen. «Die Polizei von Phoenix und insbesondere die Vorgesetzten des Chef-Ermittlers Armando Saldate sollten sich schämen, einem gesetzlosen Polizeibeamten dieses Vertrauen geschenkt zu haben, obwohl sie genau wussten, was er alles auf dem Kerbholz hat.» Diese Aussage stammt vom US-Berufungsgerichts. Das Gericht hat wegen erheblicher Zweifel an den Aussagen des damaligen Ermittlers das Strafmass vorerst ausgesetzt. Es muss neu verhandelt werden, wie die «Neue Nidwaldner Zeitung» berichtete.
Vor fast einem Vierteljahrhundert wurde Debbie Milke in Arizona zum Tode verurteilt. Das Gericht sah es damals als erwiesen an, dass sie 1989 zwei Freunde beauftragt hat, ihren vierjährigen Sohn zu töten, um an das Geld aus dessen Lebensversicherung zu kommen. Er wurde erschossen in der Wüste bei Phoenix gefunden. Milke, Tochter einer eingebürgerten Schweizerin und eines US-Soldaten, hat die Tat immer bestritten.
«Der absolute Durchbruch»
Über die aktuelle Entwicklung des Falls sagt Reinhard Müller, Lebensgefährte von Renate Janka, gegenüber 20 Minuten Online: «Nun ist absolut klar, dass Debbie freikommt. Die Frage ist nur noch, wann.» Die Staatsanwaltschaft muss jetzt entscheiden, ob sie den Fall neu aufrollen und verhandeln will. Zieht sie aufgrund der mittlerweile schwachen Beweislage die Anklage zurück, wird Debbie Milke nach 90 Tagen freigelassen. Daran zweifelt aber Müller.
So könnte es noch bis zu zwei Jahre dauern, bis sie die Todeszelle verlassen kann. «Wir werden aber versuchen, sie auf Kaution frei zu bekommen. Diese könnte aber irrsinnig hoch sein», sagt Müller. Geld, das wohl kaum aufzubringen ist. Denn der Prozess um Debbie Milkes Freiheit hat schon über eine halbe Million Franken verschlungen. «Wir mussten deshalb das Haus verkaufen.» Über eine allfällige Entschädigung für die Jahre im Gefängnis (siehe Kasten) möchte Müller zurzeit noch nicht reden. «Das ist im Moment uninteressant. Wir müssen Debbie jetzt einfach freibekommen.»
Was die zum Tod Verurteilte selber zur aktuelle Lage sagt, werden Janka und Müller diesen Freitag erfahren. Dann können sie das nächste Mal mit ihr telefonieren.
Mögliche Millionenentschädigung
Sollte Debbie Milke tatsächlich frei und das Gericht zum Schluss kommen, dass sie unschuldig 22 Jahre in der Todeszelle sass, könnte sie eine Millionenentschädigung bekommen. So bekam zum Beispiel John Thompson, der 18 Jahre im Gefängnis sass, 14 Millionen Dollar. Kurz vor der Hinrichtung bewiesen seine Anwälte, dass er den Mord, für den er verurteilt wurde, nicht begangen hatte.